SWR2 Wort zum Tag

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14FEB2022
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Das mit den Blumen für die Liebste zum Valentinstag ist ja vielleicht nur eine US-amerikanische Marketing-Masche. Dass der Tag selbst der Namenstag eines armen Priesters im dritten Jahrhundert in Rom ist, wissen immerhin auch einige. Er soll Menschen mit einer Blume aus seinem Garten getröstet haben – deswegen Blumen heute. Und sein Leben hat er wohl verloren, weil er Brautpaare gesegnet hat; und dass er bei ihrer Trauung assistiert hat – das war streng verboten damals.

Damals; streng verboten; vom staatlichen Gewalt-Monopol eines Imperiums. Das erinnert vielleicht aber auch daran, welche Probleme viele in der katholischen Kirche heute mit dem Segen für Paare haben – für bestimmte Paare jedenfalls. Wo ein Mann einen Mann liebt oder eine Frau eine Frau – da soll es für diese Liebe jedenfalls offiziell keinen Segen geben. Den meisten ist das wohl egal heute. Und viele Pfarrer und andere in der Seelsorge haben sich in den letzten Jahren über das Verbot hinweggesetzt; erst mal ohne großes Tamtam – manchmal aber auch mit.

Das ist in diesem Jahr noch mal aktueller, schätze ich; vor drei Wochen haben sich hundertfünfundzwanzig Menschen geoutet – sie sind lesbisch oder schwul oder anders „queer“ und hatten den Mut, das unter „#OutInChurch“ öffentlich zu machen – mit großer Reichweite, im Ersten und auf allen Radio-Wellen und in social media natürlich. Sie verlangen auch für sich ein Leben ohne Angst in der Kirche – da widersprechen sie aber dem Arbeitsrecht ihres Arbeitgebers. Der will homosexuellen Menschen „mit Achtung, Mitleid und Takt begegnen“; steht so im Katechismus. Aber wenn sie mitarbeiten wollen, haben sie ein Problem. Und wer eine Stelle in der Kirche hat, hält seine oder ihre Liebe besser geheim. Das wird sich ändern – haben sie ja beschlossen beim Synodalen Weg. Bischöfe und Laien gemeinsam. Und ich hoffe sehr, dass die Beschlüsse auch Praxis werden…

Und ändern muss sich natürlich auch der gesellschaftliche Blick auf Menschen, die irgendwie anders lieben als die meisten. Auch da haben ja immer noch viele ein Problem damit – weltweit und hier im Lande. Wichtig ist doch, dass sich da zwei Menschen liebevoll für einander entscheiden, dass sie auf ihrem gemeinsamen Weg für die oder für den anderen da sind – und dass sie vielleicht auch Kinder ins Leben begleiten.

Segen für Paare – auch für gleichgeschlechtliche? Klar. Das ist für mich keine Frage – oder wenn, dann die falsche. Denn wo Menschen die Liebe leben, da sind sie ein Segen – untereinander und für ihre ganze Umgebung.  Und diesen Segen sollte auch die Kirche für sich annehmen – und weitergeben. Das ist dann allerdings mehr als Blumen zum Valentinstag!

https://www.kirche-im-swr.de/?m=34859
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