SWR3 Gedanken

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19FEB2022
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Es ist Mitte Februar und ich hab immerhin noch nicht vergessen, was ich mir an Silvester vorgenommen hab: Ich will mehr im Moment leben. Klingt vielleicht erstmal schwammig, ist aber extrem konkret: Ich will zum Beispiel wenn ich mit meinen Kindern Feuerwehr spiele, auch wirklich leidenschaftlich „Tatü-Tata“ machen und nicht schon wieder dran denken, was ich gleich koche. Oder wenn ich abends Zeit mit einem Kumpel verbringe, dann will ich die Zeit auch genießen und nicht permanent an das frühe Aufstehen am nächsten Morgen denken. Nur, im Moment leben ist gar nicht so leicht. Da ist es so, wie wenn ich wieder anfange mehr Laufen zu gehen. Da muss man sich auch erstmal Kondition antrainieren. Ich will das lernen, das mit dem Hier-und-Jetzt, weil ich doch nur so wirklich lebe. Die Friedenspreis-Trägerin Chiara Lubich hat das sogar noch deutlicher auf den Punkt gebracht. Sie meint: „Nur wenn ich im Moment lebe, kann ich auch lieben.“ Das stimmt, denn ich glaube meine bessere Hälfte fühlt sich nicht so geliebt, wenn ich auf meinem Smartphone rumwische und ihr nur mit halbem Ohr zuhöre. Und für mich selbst macht es eben auch den Riesenunterschied, wenn ich zum Beispiel bete. Wenn ich voll da bin, kann ich meine inneren Akkus wieder aufladen, und wenn ich ständig abschweife, kann es passieren, dass ich ein Problem in Gedanken immer weiter hin und her wälze. Mir ist klar, dass ich da nicht einfach einen Schalter umlegen kann. Deswegen übe ich das und stell mir manchmal einen Timer. Bis der dann piepst, versuche ich nur bei dem zu sein, was ich gerade mache: Essen, Joggen, Beten, Musikmachen…  Und wenn es dann für ein paar Minuten klappt, kann ich hinterher sagen: „Ich bin voll da gewesen. Ich hab jetzt gelebt und hier geliebt.“

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