SWR3 Gedanken

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16FEB2022
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„Wenn dich jemand auf die rechte Backe schlägt, dann halte auch die andere hin!“ Das steht in der Bibel und ich hab mich schon mega oft darüber aufgeregt. Einerseits weil Gewalt nie gut oder normal sein darf, schon gar nicht wenn es um die Bibel oder Gott geht. Andererseits, weil mich der Satz wütend macht. Wenn ich höre, dass ich mir verletzende Dinge einfach so gefallen lassen soll, geht mein Gerechtigkeitsgefühl auf die Barrikaden. Am liebsten würde ich nämlich jede Form von Ungerechtigkeit mit kräftigen Bruce-Lee-Tritten in die Schranken weisen. Trotzdem gibt es diesen Satz von Jesus und er steht sogar an einer ziemlich wichtigen Stelle in der Bibel. Und wenn meine erste Empörung erstmal abgekühlt ist, sehe ich schon, dass die Botschaft stark ist - und hochaktuell: Gewalt verschwindet nicht mit Gegengewalt. Auf Gewalt braucht es eine ganz andere, viel tiefere Antwort. Das kann schwer sein. Ich kenne das, wenn ich mich so richtig mit jemandem streite. Auch wenn es bei mir zum Glück bisher „nur“ Wortgefechte waren, es hat einfach noch nie geklappt einen Streit zu lösen, wenn ich immer weiter austeile, sozusagen mit Worten zurückschlage. Mir hilft eher, wenn ich mir klar mache, warum ich eigentlich gerade streite. Es geht mir ja nicht darum Schutt und Asche zu hinterlassen. Es geht mir darum Beziehungen zu verbessern; an den Sachen dran zu bleiben, statt sie unter den Teppich zu kehren. Und manchmal muss ich mir im Streit sogar selber noch was klar machen. Immer, wenn irgendwo Gewalt herrscht, muss einer her, der aus dem üblen Teufelskreis ausbricht. Und der wahrhaft coole Lifehack heißt da: Gewalt sofort weglassen und durchatmen. Reden und damit die Seite von mir zeigen, wo ich auch verletzbar bin. Das meint Jesus vielleicht mit der anderen Backe…

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