SWR3 Gedanken

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14FEB2022
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Montagmorgen kann echt hart sein. Mir macht meine Arbeit schon Spaß, aber die Hürde von Sonntag auf Montag kommt mir manchmal riesig vor. Wenn der Wecker viel zu früh runter geht, dann schlummert mein innerer Motivator noch ganz schön unter der warmen Bettdecke. Erst komme ich kaum aus den Federn und dann kriege ich Stress. Und dann fühlt es sich auf dem Weg zur Arbeit so an, als würde ich ein kleines Gewitterwölkchen mit mir rumtragen.

Unterwegs wundere ich mich, warum so wenige Leute grüßen; irgendwie sind mir die Menschen gestern noch netter vorgekommen. Mit diesen Gedanken im Kopf muss ich an ein abgefahrenes Experiment denken, das ein Wissenschaftler vor rund 100 Jahren mal ausprobiert hat. Der Typ hat sich frühmorgens erstmal eingeredet, dass er der unbeliebteste Mensch seiner Stadt ist und dann ist er rausgegangen. Was er dann erlebt hat? gravierend! Die Leute haben grußlos einen großen Bogen um ihn gemacht, er wurde mehrmals angerempelt und zur Krönung noch von einem Pferd getreten. Am nächsten Tag probiert der Wissenschaftler genau das Gegenteil: Er stolziert durch die Gassen, als wäre er die Beliebtheit in Person. Das Ergebnis: Überall trifft er auf strahlende und zuvorkommende Menschen. Und jetzt stehe ich hier mit meinem Montags-Blues und würde mir gerne von diesem Experiment eine Scheibe abschneiden. Klar, ich muss mich jetzt nicht direkt so fühlen wie ein super gefeierter Promi. Aber ich kann schon klar kriegen, dass ich jederzeit, auch montags, an meiner Perspektive schrauben kann. Montag wird immer Montag bleiben; aber auch diesen Montag kriege ich geschenkt. Ich glaube sogar von Gott. Und deswegen will ich von diesem Montag mehr erwarten als meine kleine Gewitterwolke. Ich kann ja einfach mal mit großartigen Dingen rechnen. 

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