SWR3 Gedanken

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04FEB2022
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Manche Eltern, die ich kenne, treibt ab und zu so ein diffuses Gefühl von Traurigkeit um. Wenn die Kinder groß und Haus oder Wohnung plötzlich ziemlich leer sind. Wenn keiner mehr kommt um nach irgendeinem Rat zu fragen. Wenn keiner mehr am Esstisch hitzig mit dir streitet über Lebensentwürfe oder Politik. Und in diese diffuse Traurigkeit mischt sich noch eine andere Empfindung: Plötzlich nicht mehr gebraucht zu werden. Das ist schön, aber manchmal eben auch schmerzlich. Das Einzige was hilft: Loslassen. Vielleicht das Allerwichtigste, aber auch das Schwerste, das man im Leben lernen muss. Denn aus Loslassen besteht halt ein großer Teil meines Lebens. Da sind Ideen und Träume, die sich nie erfüllt haben. Loslassen! Dinge, die ich nicht mehr benötige. Loslassen! Und natürlich Menschen. Immer wieder Menschen. Bei denen fällt das Loslassen am schwersten.

Für mich hat Loslassen aber immer zwei Seiten. Den unerfüllten Traum oder den geliebten Menschen endlich gehen zu lassen ist ganz wichtig. Reicht aber nicht. Um frei zu werden muss ich auch etwas in mir selbst loslassen. Vielleicht den heimlich gehegten Wunsch etwa, dass es doch nochmal so werden möge wie früher. Wird es aber nicht. Und wenn ich das loslassen kann, erst dann bin ich wirklich frei. Und die Seele ist wieder voll aufnahmebereit für all das Unerwartete und Schöne, das mir jetzt begegnen will.

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