SWR3 Gedanken

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03FEB2022
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„Boah, das geht gar nicht!“ Wie oft hab ich das in letzter Zeit gehört. In mancher Hinsicht könnte das fast sowas wie ein Spruch des Jahres sein. „Das geht gar nicht!“ Klingt nach Alternativlosigkeit, nach klarer Kante, nach unverrückbaren moralischen Gewissheiten. Ob es da nun um den richtigen Umgang mit der Pandemie geht. Um den Klimaschutz. Um das Gendern in der Sprache. Die Aufzählung ließe sich noch länger fortsetzen. 

Klare Ansagen, so scheint mir, stehen gerade hoch im Kurs. Schwarz oder weiß. Dafür oder dagegen. Das gibt das gute Gefühl, immer auf der richtigen Seite zu stehen. Und über die Anderen, die vermeintlichen Hohlköpfe, kann ich mich dann wieder wunderbar aufregen.

Aber wo es nur noch schwarz oder weiß gibt, wird es schnell auch unerbittlich. Denn was bei der Sehnsucht nach Eindeutigkeit zu oft auf der Strecke bleibt ist der Versuch, den Anderen zumindest ansatzweise zu verstehen. Und wie will ich mit andern außerhalb meiner Blase zusammenleben, ohne das zumindest immer wieder zu versuchen, obwohl es oft nervig und mühsam ist. Das heißt ja noch lange nicht, jede krude These, jeden wirren Gedanken gutzuheißen. In vielem werden wir nicht zusammenkommen. Aber zumindest verstehen wollen, warum ein anderer so tickt, was ihn an- und umtreibt. Das wäre schon was. Und das muss doch möglich sein. Aber bitte auf beiden Seiten.

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