Ihm sei es inzwischen abgrundtief peinlich, als Mitarbeiter der Katholischen Kirche vorgestellt zu werden. Ein Kollege von mir hat das vor Kurzem gesagt. Ich kann ihn sehr gut verstehen. Von der Täterorganisation Kirche war wieder die Rede. Von krimineller Vereinigung. Von Dokumenten der Schande. Wer will für so etwas einstehen? Die Kirche, meine Kirche, hat sich die Menschenfreundlichkeit eines Jesus von Nazareth zum Maßstab gesetzt. Und es trotzdem zugelassen, dass Amtsträger das Leben tausender Menschen beschädigt und zerstört haben. Und schlimmer noch: Das Andere es gewusst und nichts dagegen getan haben. Ich kann jeden verstehen, der mit so einer Kirche gar nichts mehr am Hut haben will.

Ich will trotzdem bleiben. Weil es bei ganz Vielen den ehrlichen Willen gibt, reinen Tisch zu machen. Weil es Hunderttausende gab und gibt, die sich Tag für Tag mit viel Herzblut und Respekt für andere Menschen einsetzen. Ganz im Sinne dieses Jesus von Nazareth. Und weil die Taten der Verbrecher und Vertuscher das Engagement all dieser vielen Haupt- und Ehrenamtlichen nicht entwerten dürfen.

Eigentlich könnte die Kirche dieser Gesellschaft eine Menge geben. Aber dazu ist jetzt ein Neustart nötig. Konsequent und ohne Wenn und Aber. Erst dann wird die Kirche auch denen, die sich noch immer für sie engagieren, nicht mehr abgrundtief peinlich sein.