SWR1 Anstöße sonn- und feiertags

SWR1 Anstöße sonn- und feiertags

30JAN2022
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Noch ist es draußen dunkel. Spätestens jetzt, nach drei dunklen Monaten, habe ich eigentlich genug davon, dass der Tag so spät beginnt – und abends wieder viel zu früh endet. Die ständige Dunkelheit nervt – und kann einen richtig trübselig machen.

Aber zum Glück wird es jetzt langsam wieder heller. Jeden Tag geht die Sonne ein bisschen früher auf.

Es wird wieder hell: Ein Zeichen, dass die Morgendämmerung näher rückt, ist der Morgenstern. Wenn die Venus frühmorgens hell leuchtet, ist der Himmel noch dunkel – aber der Tag kündigt sich an. Der schöne Morgenstern – so wird Jesus in vielen alten Texten und Liedern der Kirche genannt. Der Morgenstern ist für Christen ein Hoffnungsbild. Weil er zeigt: Bald nimmt die Dunkelheit ein Ende. Es wird wieder hell.

Jesus als Morgenstern – mir gefällt dieses Bild gut. Ja, Jesus hat das Leben für die Menschen, die ihm begegnet sind, heller gemacht – davon erzählen viele Geschichten in der Bibel. Für Zachäus, zum Beispiel: Er war ein Mann mit Einfluss - und trotzdem nicht zufrieden im Leben. Seine Machtposition hatte er ausgenutzt und sich bereichert – auf Kosten anderer. Dann sitzt plötzlich Jesus an seinem Tisch. Er hat sich bei ihm eingeladen und kommt ihn besuchen, einfach so und ganz ohne Moralpredigt. Da hat Zachäus Vertrauen gefasst und wieder einen Sinn im Leben gesehen. Und er hat sich entschlossen zurückzugeben, was er zu Unrecht genommen hat. Und noch viel mehr. Ihm ist, wie vielen andern, bei Jesus ein Licht aufgegangen.

Die Schattenseiten im Leben allerdings sind trotzdem geblieben – damals wie heute. Und jeder und jede von uns hat damit zu kämpfen. Die Dunkelheit ist noch da. Deshalb passt das Bild vom Morgenstern so gut. Wenn es noch dunkel ist, zeigt er, dass das Licht kommt. Die Geschichten von Jesus, die von Generation zu Generation weitergegeben wurden, machen Mut: Es war möglich, dass Menschen sich zum Guten verändern. Dass sie satt und glücklich werden. Und es ist immer noch möglich. So sind diese Geschichten, so wird es in einem Brief in der Bibel beschrieben, wie ein Licht, das an einem finsteren Ort brennt – bis der Tag anbricht und der Morgenstern in euern Herzen aufgeht. (2. Petrus 1,19)

Das Licht war da – und es kommt wieder. Das Bild vom Morgenstern erinnert mich daran. Und auch der Blick in die Morgendämmerung, die jetzt Tag für Tag etwas früher beginnt. Das hilft mir, den Rest der dunklen Zeit zu überstehen.

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