Der letzte Tag im ersten Monat. Mittlerweile habe ich mich dran gewöhnt, dass ich jetzt 2022 statt 2021 schreibe. Und ein bisschen wurmt es mich, dass ich so manchen guten Vorsatz, den ich ja dieses Jahr überhaupt nicht fassen wollte, doch gefasst habe. Es ist wie immer: ich frage mich schon im Januar, was nur daraus geworden ist.

Egal -  denke ich, in diesen Zeiten muss man so gut wie möglich durchkommen.  Das Leben ist kein Wunschkonzert, heißt es ja so schön. Der Dichter Joachim Ringelnatz wurde mal zum Wunschkonzert gebeten und man fragte ihn, was er sozusagen als Herrscher der Welt tun würde. Was würden Sie tun, wenn Sie das neue Jahr regieren könnten? Und er antwortete:

Ich würde vor Aufregung wahrscheinlich –
Die ersten Nächte schlaflos verbringen
Und darauf tagelang ängstlich und kleinlich
Ganz dumme, selbstsüchtige Pläne schwingen.
Dann – hoffentlich – aber laut lachen.
Und endlich den lieben Gott abends leise
Bitten, doch wieder nach seiner Weise
Das neue Jahr göttlich selber zu machen.

Ich glaube, das ist der beste Vorsatz und die beste Antwort, die ich zu Anfang dieses Jahres gefunden haben. Ich kann die Welt wohl nicht ändern, und mich selber ändere ich auch nur im Schneckentempo. Wie es im Gedicht heißt: Da sind viele Pläne. Oft habe ich da vor allem mich selber im Sinn. Aber am Ende, da lache ich oft genug über meine Vorstellungen. Selbst wenn ich das Jahr regieren könnte: wo anfangen? Wie kann ich wissen, wie es besser geht? So kann ich eher lachen und manchmal leise werden. Und wenn ich zur Ruhe komme, erkennen, wie mehr Gelassenheit möglich ist. Ich kann immer wieder beten und spüren, dass da einer ist, der all das in Händen hält, was mich überfordert. Diese Welt und uns Menschen und auch mich mit allen guten und schwierigen Seiten. Sogar diese Zeit, die schwierig ist. Wenn ich Gott vertraue, dann werde ich nicht immer uneingeschränkt mit allem einverstanden sein. Aber etwas gelassener. Weiser. Zuversichtlich. Einer lenkt und hat, wie Ringelnatz sagt, Göttliches vor - auch 2022.