SWR3 Gedanken

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27DEZ2021
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„Au ja, das machen wir. Zwischen den Jahren“, sage ich unzählige Male. Anfang Dezember wohlgemerkt. Da habe ich das Gefühl, als wären die Tage von Weihnachten bis Januar unendlich lang. Also: Endlich Freunde treffen, die weiter weg wohnen – zumindest eine Runde zoomen oder skypen - das Schlafzimmer streichen, aufräumen, vielleicht noch bisschen Sauna, jedenfalls total ausspannen. Alles „zwischen den Jahren“.

Als wäre es eben Zeit „dazwischen“, Bonusstunden, ein Zwischenraum, der nicht zählt. Als würden die Tage nicht im Kalender stehen. Schön wär´s. „Schade, das klappt nicht, ich hab´ die Woche keine Zeit mehr“, höre ich mich nach dem zweiten Weihnachtstag stöhnen. Gott, „meine Zeit steht in deinen Händen“, sagt dagegen ein Mensch in der Bibel. Ein schöner Gedanke. Allein das Wort „steht“ - als würde sie je stillstehen, die Zeit.

Wobei: Manchmal tut sie das sogar. Wenn ich ein paar leere Stellen im Kalender lasse und weniger reinpacke. Früher hab ich in diesen Zwischentagen gemütlich mit Füller Termine in den frischen, ledernen Kalender eingetragen. Heute flutschen die Daten digital ins Neue Jahr. Aber manchmal surfe ich durch die Notizen, lösche und lese. Sichte Fotos, digital, und plötzlich im alten Pappkarton - „wo war das nochmal, ach ja, Frankreich“. Höre Chansons, die ich in dem Urlaub damals entdeckt habe. Und höre plötzlich meinen Mann: „Ähm, wolltest du nicht in der Zwischenzeit hier aufgeräumt haben?“ „Klar“, sag ich, „das mach ich noch… im nächsten Jahr.“

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