SWR3 Gedanken

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26DEZ2021
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Es ist zum Davonlaufen. Zweiter Weihnachtsfeiertag. Der zweite mit G - 3 G, 2 G - wie auch immer. Ich geh jedenfalls in den Pfälzer Wald, Familienwandern. „Hi, wo verlaufen wir uns diesmal“, chattet meine Cousine vorab. Jedes Jahr stehen erst mal einige am unteren, die anderen am oberen Platz beim Forsthaus. Gewinke und Gefrotzel. „Klar, auf die Bayern muss man immer warten.“

Das Chaos hat Tradition, die Frage „seid ihr getestet“ langsam auch. Wir kommen aus allen Himmelsrichtungen, jemand ist immer zu spät, aber dann laufen wir los. Raus in den Wald. Wo der Atem nebelt, die Ohren kalt werden und das Herz warm beim Reden unterwegs. Es wird gelacht und geratscht. Aber auch geschwiegen. Mal ist die Tante krebskrank, die Schauspielnichte arbeitslos, der Bruder dafür gerade im Traumjob. Irgendjemand ist immer arm dran und anderen geht’s gold. So wie damals in Bethlehem.

Irgendwo zwischen armseligen Hirten und Heiligen Drei Königen sind wir wohl unterwegs. Wir Großen schenken uns angeblich nichts und haben doch immer was Kleines dabei. Besonders für die Kleinen, die es längst nicht mehr sind. „Ui, bist Du groß geworden“, das hören all unsere Studis. „Den Kindern ist unser Wandern ja besonders wichtig“, sagen wir Erwachsenen und reiben die kalten Hände. Das ist Weihnachten pur. Verschiedenste Menschen kommen zusammen. Damals wie heute. Ob im Wohnzimmer, per Zoom oder unterwegs. Draußen auf dem Feld bei den Hirten. Oder eben - draußen im Wald.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=34552
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