SWR3 Gedanken

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21DEZ2021
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Azid hat eigentlich gar keinen Grund fröhlich zu sein – trotzdem ist er ein richtiger Strahle-Junge. Im Sommer wurde er in letzter Sekunde aus Afghanistan ausgeflogen, weil er so krank war. Jetzt sitzt Azid in der zweiten Klasse in einer Grundschule im Ortenaukreis. Meine Schwester ist seine Lehrerin, und sie ist begeistert von ihrem neuen Schüler. Seit Oktober unterrichtet sie ihn und sie sagt mir: „Stell dir vor, Azid strahlt immer. Dieser Junge saugt alles auf, was um ihn herum passiert.“

Dann erzählt mir meine Schwester seine Geschichte. Azid lebt jetzt bei seinen Pflegeeltern ohne seine Familie. Im letzten Sommer hätten ihm die Ärzte in Kabul fast einen Arm amputieren müssen, weil sie keine Medikamente mehr für ihn hatten. In Deutschland ist der Junge gleich richtig behandelt worden. Er ist oft operiert worden und jetzt geht es ihm gut. Sein Arm wurde gerettet.

Meine Schwester weiß nicht, wie lange Azid bleibt. Und auch seine Pflegeeltern wissen es nicht. Es kann jederzeit ein Anruf kommen, und dann muss Azid zurück nach Afghanistan, aber vielleicht darf seine Familie doch noch nachkommen.

So vieles ist offen für diesen Jungen. Und trotzdem wird er von Tag zu Tag mutiger.

Meiner Schwester gibt es so viel positive Energie, Azid zu unterrichten. Und es ist ja wirklich erstaunlich, wie viel Kraft er hat, obwohl er so viel Schweres erlebt hat. Azid nimmt an, was er kann und bleibt einfach ein richtiger Strahle-Junge.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=34516
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