SWR3 Gedanken

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19DEZ2021
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Mein Mann hat eine Packung Safran mit nach Hause gebracht. Und während ich noch überlege, ob jetzt bei uns der Wohlstand ausgebrochen ist, entdecke ich etwas Unheimliches: Das Etikett zeigt auf den ersten Blick ein schönes orientalisches Muster. Aber beim zweiten Hinsehen entdecke ich Granaten und Waffen, die darin versteckt sind. „Wo hast du das denn her?“, frage ich meinen Mann.

Er hat das Päckchen von einem Kollegen geschenkt bekommen. Ich fange an zu recherchieren. Der Safran in diesem echt wertvollen Päckchen kommt aus Afghanistan und das Unternehmen dazu heißt „conflictfood“.

Der Werbeslogan der kleinen Firma aus Berlin klingt ganz schön hochgegriffen: „So schmeckt Frieden.“ Aber das passt. Denn den beiden Firmengründern, Salem und Gernot, geht es nicht nur um Gewinn. Sie wollen viel mehr.

Die Idee dazu hatten sie direkt in Afghanistan, vor fünf Jahren. Da waren Gernot und Salem im Westen des Landes unterwegs. Sie treffen zufällig auf ein Frauenprojekt. Da bauen Frauen auf ehemaligen Opiumfeldern Safran an. Gernot und Salem sind gleich begeistert und überlegen, wie sie die Sache unterstützen können. Die Idee zu „conflictfood“ ist geboren.

Das Start-up kauft den Frauen ihren Safran zu fairen Preisen ab und in Deutschland wird er auf den Markt gebracht.

Und so kommt es, dass wir jetzt zuhause diese superteure Spezialität haben. Das besondere Etikett mit dem orientalischen Muster und den eingewobenen Waffen erklären

die Firmengründer so: „Zwischen all dem Schönen steckt eben auch der Krieg.“ Das klingt ehrlich.

Aber genauso ehrlich klingt auch, was Gernot noch sagt: „Mich motiviert die Vorstellung einer gerechten Welt. Utopisch? Vielleicht. Aber irgendwo muss man anfangen.“

https://www.kirche-im-swr.de/?m=34514
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