SWR2 Wort zum Tag

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14DEZ2021
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„Tröstet! Tröstet! Tröstet mein Volk, spricht euer Gott!“ Mit kräftiger Stimme und dieser dreifachen Ansage kündigt der Tenor zu Beginn von Händels Oratorium „Der Messias“ das Kommen eines Erlösers an. Damit eröffnet er ein großartiges Werk, das gerade in der Adventszeit oft zu hören ist. Es erzählt in Wort und Ton vom Trost Gottes für diese Welt, der in Jesus von Nazareth Mensch geworden ist.

Die Verheißung, getröstet zu werden, ist die große Nachricht des Advents! Mit Händels wunderbarer Musik dringt sie nicht nur ins Ohr, sondern singt und spielt sich mitten ins Herz. So empfinde zumindest ich es. Note für Note ein Tropfen Trost im großen Meer der Sehnsucht, der Verzweiflung.

Trost ist etwas so Wichtiges. Etwas, das wir, glaube ich, gut gebrauchen können. Gerade jetzt am Ende eines Jahres. Am Ende dieses Jahres. Mit so vielen bedrückenden Nachrichten wie die Flutkatastrophe im Ahrtal, steigende Wohnungs- und Energiekosten und auch wieder und immer noch: Corona. Da mag sich mancher ratlos, hilflos, trostlos fühlen.

Vielleicht auch aufgrund einer persönlichen Erfahrung. Ich weiß von einer Frau, die seit diesem Jahr mit einer schweren Autoimmunerkrankung kämpft. Die Hoffnung auf Heilung hat sie noch nicht aufgegeben. Ich frage mich, wie sie sich wohl fühlen mag im Blick auf das Weihnachtsfest? Vielleicht tun ihr die Vorbereitungen dafür auch gut: Die Weihnachtsdekoration hervorholen, Geschenke kaufen für liebe Menschen, deren Verbundenheit sie gerade jetzt besonders spürt. Das kann auch Halt geben.

So wie die Musik. Sie hat mir erzählt, dass sie sich nun öfter in den Sessel in ihrem Wohnzimmer setzt, um Musik zu hören. Jetzt in der Vorweihnachtszeit hat sie den Messias von Händel für sich wieder entdeckt. Besonders eine Sopran-Arie hat es ihr angetan: „Er weidet seine Herde, dem Hirten gleich, und heget seine Lämmer so sanft in seinem Arm; er nimmt sie mit Erbarmen auf in seinen Schoß, und leitet sanft, die in Nöten sind.“ Da wird der Trost so spürbar wie eine sanfte Umarmung. Das lässt sie zur Ruhe kommen und gibt ihr neue Kraft.

Der Messias ist sicher kein Allheilmittel gegen schwere Tage und Zeiten. Und auch nicht gegen alle Trostlosigkeit dieser Welt. Aber er ist ein Beispiel dafür wie Worte und Musik Herz und Sinn stärken und das Gemüt wieder aufrichten können. Gerade jetzt. In dieser Zeit.

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