SWR3 Gedanken

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12DEZ2021
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Neulich bin ich an der Dreisam spazieren gewesen und habe gesehen: Da hat jemand den Umriss eines Herzens im Fluss geformt. Ein richtig großes Herz. Aus ordentlich schweren Steinen. In der Herzmitte ist das Wasser unbewegt und spiegelglatt. Um das Herz herum plätschern die Wellen.

So ähnlich stelle ich mir tiefen Glauben vor: wenn das Herz, die Seele um Gott weiß, auf Gott vertraut, bleibt es in dem Herzen ruhig. Und der Mensch, zu dem das Herz gehört, kann ganz gelassen durchs Leben gehen. Da kann es drumherum ruhig wild und stürmisch zugehen. Der Glaube bildet eine feste Mauer gegen alles Böse.

Schön wär‘s! So ist es ja nicht! Und ich habe das Herz in der Dreisam auch genauer angeschaut: Das Wasser in der Mitte ist gar nicht so unbewegt. Tatsächlich fließt ständig Wasser durch die Randsteine hindurch. Nur eben viel langsamer als der Fluss, deswegen wirkt es so ruhig. Das ist eigentlich viel realistischer für den Glauben. Es stimmt ja: Die Welt lässt mich nicht unbewegt, egal wie tief mein Glaube ist. Mich erschüttert vieles, was in der Welt, in unserem Land, in meiner Stadt passiert.

Gleichzeitig glaube ich, dass auch Gott berührt ist von all dem Leid in der Welt. Ich bin überzeugt, dass Gott alles Elend der Menschen sieht, mitfühlt und mitleidet. Und zwar sehr tief. Deswegen will ich gar nicht unberührt bleiben, sondern mir zu Herzen nehmen, wo Menschen leiden. Ich hoffe, es gelingt mir auch zukünftig, mich berühren zu lassen ohne zu verzweifeln. Und dann zu handeln ohne Angst. Aber auf jeden Fall mit Herz.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=34463
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