Josef, Jesus‘ Vater, ist Handwerker gewesen. Den hätte ich gut brauchen können im Sommer. Denn bei uns ist eingebrochen worden. Die Diebe haben zwar nichts gestohlen, aber einiges zerstört. Auch unsere Eingangstür aus Holz. Die sollte nun erneuert werden. Aber das war gar nicht so einfach. Ich habe gelernt, es gibt eine große Holzknappheit in Deutschland. Holz als Baumaterial war überall Mangelware und so hat sich die Arbeit verzögert. Und dann meinte der Schreinermeister auch noch: Aufträge hätte er genug, aber zu wenig Menschen im Betrieb. Fachkräftemangel: da habe ich ihn zum ersten Mal gespürt. Ganz konkret.

Egal ob Klempner, Maler oder Dachdecker. Überall ist es wohl ähnlich zur Zeit. Unter dem Handwerker-Mangel leiden derzeit besonders die Menschen in den Flutregionen. Soviel gäbe es, das wieder aufgebaut und repariert werden müsste. Arbeit, mehr als genug. Aber zu wenige, die sie machen können. Offensichtlich wählen Schulabgänger hier derzeit eher ein Studium oder andere Ausbildungsberufe. Der Handwerkermangel wäre noch schlimmer, wenn  es nicht die Menschen gäbe, die aus ihren Heimatländern nach Deutschland fliehen und Arbeit suchen. In Rheinland-Pfalz, aber auch in anderen Bundesländern fördert die Landesregierung Projekte, die Menschen mit Migrationserfahrung in Handwerksbetriebe vermittelt. Mit Erfolg. Tatsächlich beschäftigt das Handwerk in Deutschland mehr Geflüchtete als jede andere Branche. Und macht dabei gute Erfahrungen. Ich frage mich: ob Josef damals auch das Glück hatte freundlich aufgenommen zu werden. Er musste nach Jesus Geburt nach Ägypten fliehen. Ob er dort Arbeit gefunden hat? Ob sich die Menschen gefreut haben, weil da eine Fachkraft zugezogen war? Oder mussten sie Anfeindungen aushalten? Gegen Vorurteile kämpfen? Jesus selbst hat die Ausbildung zum Zimmermann gemacht. Offensichtlich ist die Familie dem Handwerk treu geblieben. Ich wünsche mir, dass viele Menschen eine Zukunft finden im Handwerk. Solche, die aus anderen Ländern kommen und solche, die hier geboren wurden. Unsere Türe ist mittlerweile repariert. Aber ich glaube es gibt noch viele Baustellen – Arbeit gibt es mehr als genug.