Vor 99 Jahren wurde das Grab des Pharaos Tutanchamun geöffnet. In der Folge kam zu einigen mysteriösen, frühen Sterbefällen – das ist der Stoff aus dem Legenden sind: Der Fluch des Pharaos! Viele Bücher und Filme gibt es mit diesem oder ähnlichem Titel.

Viel seltener erzählen wir dagegen Segensgeschichten – aber die gibt es auch. Segensgeschichten sind oft Alltagsgeschichten – nicht immer ganz so spektakulär. Sie erzählen davon, wie Leben gelingen kann. Davon, dass Gott bei den Menschen ist. Und Menschen einander Gutes wünschen. Wenn zum Beispiel zwei Menschen, die sich einander anvertraut haben, gemeinsam alt werden und bis zum Schluss liebevoll miteinander umgehen.

Oder wenn Kinder, gestärkt durch den Segen der Eltern, ihr Leben meistern. Segen ist das Versprechen nicht allein zu sein. Deshalb finde ich: Segen ist so viel besser als Fluch. Da könnte es ruhig mehr Geschichten geben. Das findet auch Benjamin. Er ist sieben Jahre alt und hat im Religionsunterricht gehört, dass man sogar seine Feinde segnen soll. „Machst Du das denn auch?“ hat er mich gefragt. Da war sie, die berühmte Kinderfrage, die uns Erwachsene in Bedrängnis bringt. Ich habe tief Luft geholt und gesagt: „Mmmm, ja, ich versuche es schon. Ich versuche die, die mich ärgern nicht zu verfluchen, aber segnen – segnen tue ich sie nicht.“ „Und warum nicht?“ fragte Benjamin prompt. Tja, warum nicht?

Ich glaube, weil ich denen, die mir Böses wollen, nichts Gutes tun will. Weil ich finde, dass sie es nicht verdienen. Zu Benjamin habe ich gesagt: „Weil ich es nicht kann. Ich kann ihnen keinen Segen wünschen, wenn Sie doch so gemein zu mir sind“. Das versteht Benjamin gut. Aber wir sind uns einig, dass Segen besser ist als Fluch und dass der Segen eigentlich allen gelten muss. Deshalb finde ich Benjamins Idee auch so klasse: Er nimmt sich vor seine Mitschülerinnen, die ihn ärgern, heimlich zu segnen. Zu Recht sagt er: „Wenn ich es heimlich tue, wirkt der Segen doch auch“. Dieser Logik kann ich mich nicht entziehen, vielleicht versuche ich es auch mal mit dem heimlichen Segen. Und ihnen wünsche ich einen gesegneten Tag!