SWR2 Wort zum Tag

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13NOV2021
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Es ist ein alter Hut, dass die Leute der jungen Generation anders denken als die älteren. Aber für mich ist zur Zeit an vielen Stellen nicht zu übersehen, dass wir eine neue Art von Generationenkonflikt erleben. Besonders, wenn ich an die „Fridays-for-future“-Jugend denke. Diese jungen Leute streiten nämlich nicht nur für sich, sondern auch im Interesse ihrer Kinder und Kindeskinder. Sie sagen mir und den Älteren deutlich, dass wir etwas ändern müssen.

Jung gegen alt. Alt gegen jung. Die Gegensätze wirken auf mich in letzter Zeit stärker. Die Frage ist aber, ob das zu einer Gegnerschaft führen muss.

Beide Seiten haben ihre Interessen, die nachvollziehbar sind. Die Jungen haben zum Beispiel miterlebt, dass Renten erhöht und immer neue Schulden gemacht wurden, die sie und ihre Kinder eines Tages zurückzahlen müssen. Sie haben ihre Schulzeit in maroden Schulgebäuden hinter sich und sie haben erfahren, dass an ihrer Bildung gespart wurde.

Aber ich kann auch die Menschen aus der älteren Generation verstehen. Manche von ihnen haben als Kleinkinder den Wiederaufbau nach dem Zweiten Weltkrieg erlebt und ihr Leben lang dafür gearbeitet, dass es uns allen gut geht und wir in Sicherheit leben können. Und dass die meisten von uns im Wohlstand leben, kann man ja nicht leugnen.

Ich kann beide Seiten zu einem guten Teil verstehen. Und es liegt auf der Hand, dass wir einige Herausforderungen in der nächsten Zeit meistern müssen. Aber ich bin überzeugt, dass das besser gelingt, wenn wir die Probleme nicht als Gegner jeder für sich anpacken. Ich glaube, dass wir das nur schaffen, wenn wir die Herausforderungen gemeinsam angehen und füreinander einstehen. Eine klimafreundlichere Welt können wir nur erreichen, wenn die älteren für die jüngeren mitmachen, alte Gewohnheiten aufgeben und sich umstellen. Und dass die älteren Menschen nicht verarmen, gerade wenn sie pflegebedürftig sind, kann nur gelingen, wenn auch die jüngeren sich um sie kümmern.

 Das bedeutet für mich Solidarität, wenn nämlich einer für den anderen einsteht. Das haben ja auch die letzten eineinhalb Jahre unter Corona gezeigt: Wir sitzen in einem Boot und wenn wir zusammenhalten, können wir große Herausforderungen meistern.

Ich orientiere mich deshalb gerne an den Geboten der Bibel, die sagen, dass Eltern ihre Kinder lieben sollen und dass Kinder ihre Eltern im Alter ehren sollen. Ich bin überzeugt, dass auch heute die Älteren bereit sind für die Jüngeren Abstriche zu machen, wenn sie erleben, dass die Jungen sie schützen und mit Respekt behandeln. Wenn sie sich als Gegner sehen, wird das nichts bringen. Der Weg heißt für mich nicht „alt gegen jung“ und „jung gegen alt“, sondern „jung und alt“!

https://www.kirche-im-swr.de/?m=34229
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