„O when the saints go marching in“, wenn die Heiligen einziehen, dann will auch ich dabei sein. Ein weltbekannter Gospel ist das und er passt ganz gut heute, finde ich, zum Fest Allerheiligen. Denn heute denken vor allem die katholischen Christen an Menschen, die außergewöhnlich waren. Die Kirche nennt sie Heilige. Menschen, denen man nachsagt, dass sie ein ganz besonders inniges Verhältnis zu Gott hatten. Was nicht heißt, dass sie von morgens bis abends mit gefalteten Händen herumgelaufen wären. Wenn ich mir den Heiligenkalender der Kirche so anschaue, dann finden sich da die unterschiedlichsten Typen. Menschen aus allen Schichten und Berufen und mit ganz unterschiedlichen Temperamenten. Da finde ich etwa den klugen englischen Politiker Thomas Morus, der sich vor 500 Jahren mit dem englischen König anlegte. Den einfachen französischen Dorfpfarrer Jean-Marie Vianney. Manche kennen ihn als den Pfarrer von Ars, der so wundervoll zuhören konnte. Oder da ist die jüdische Philosophin und spätere Ordensfrau Edith Stein, die mal als Lehrerin in Speyer gearbeitet hat. Alle ganz verschieden. Was sie eint: Keiner von ihnen hatte vor, mal als heilig verehrt zu werden. Aber sie sind aufgefallen. Durch die Art wie sie gelebt, was sie gemacht oder wie sie Menschen begeistert haben. Außergewöhnlich eben.

Und weil es so viele sind und sie auch so unterschiedlich sind, gibt es in Wahrheit bestimmt noch viel mehr von ihnen. Menschen, die keinen Gedenktag und kein eigenes Fest haben. Menschen, die kaum einer kennt. Und die doch durch ihren unerschütterlichen Glauben, ihre Hoffnung oder die Liebe, die sie geschenkt haben, einzigartig gewesen sind. Menschen, in deren Nähe es sich so angefühlt hat, als ob der Himmel ein kleines Stück offen wäre.

Und wenn sie eines Tages wirklich einziehen sollten, die Heiligen und ich dann dabei sein darf, dann werde ich vielleicht auch ein paar Menschen wiedersehen, die mir in meinem Leben ganz wichtig geworden sind. Als Vorbilder im Glauben, im Hoffen und im Lieben. Heilige eben.