SWR2 Wort zum Tag

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27SEP2021
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Ob es einen Welttourismus-Tag braucht, könnte man ja mal fragen. Weil in der Regel soll so ein Welt-Tag ja  an Menschen oder Menschengruppen erinnern oder  für ein Thema besonders werben.

Braucht also die Welt mehr Touristinnen und Touristen und also mehr Tourismus – mehr Hotels und Flieger, mehr Straßen und Kreuzfahrt-Riesenschiffe überall? Selbst in der Pandemie, sagen Fachleute, sei die Reiselust doch ungebrochen. Jedenfalls im Nahbereich, also im eigenen Land oder rundum. [Und am Fahrrad-Markt oder bei den Reisemobilen ist schon länger die Nachfrage größer als das Angebot –  das macht höhere Preise und längere Lieferzeiten.]

Hinter dem Welttag des Tourismus, immer am 27. September, steht eine UNO-Unterorganisation, die UNWTO –  und die will einen anderen Tourismus fördern. Der „soll auf alle wirtschaftlichen, sozialen und Umwelt-Folgen achten, und darauf, was Besucher und Anbieter,  Umwelt und Gastgeber-Communities brauchen“.  Nachhaltige Entwicklung nennen sie das. Und noch optimistischer ist der UNO-Generalsekretär, predigt fast ein wenig: „Tourismus kann eine gute Kraft sein in unserer Welt; er spielt eine Rolle beim Schutz des Planeten und der Artenvielfalt und feiert, was uns menschlich macht: neue Orte und Kulturen zu entdecken und uns mit neuen Menschen und Erfahrungen zu verbinden…“

Hehre Ziele – die müssten wirklich noch besser verbreitet werden.  Mir fällt das Gedränge ein, hinter dem manche historische Stadt  schon genau so unsichtbar geworden ist  wie die gewaltige Stille der Berge unhörbar. Und dass vor allem auch Touristinnen und Touristen den Lebensraum  von Pflanzen oder Tieren in Gefahr bringen, ist schon lange klar.

Darüber hinaus erinnert der Vatikan heute an die Menschen,  die vom Tourismus abhängig sind; sowieso viel zu oft unterbezahlt –  und jetzt auch noch zusätzlich durch das Virus und seine Varianten gefährdet. Im Geist einer „neuen Geschwisterlichkeit“ sollte doch eine echte menschliche Entwicklung möglich sein für jeden Menschen; und zwar mit Respekt für die Erde,  also unser „gemeinsames Zuhause“.

Könnte sein, dass manche da doch lieber  noch eine Runde Urlaub im eigenen Land machen wollen –  und mit dem Kreuzfahrtschiff bis auf den Markusplatz von Venedig oder in langer Schlange auf den Mount Everest?  Urlaub und Erholung stelle ich mir anders vor. Die Schöpfung bewahren:  Christinnen und Christen wissen, dass sie es auch in Gottes Auftrag tun.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=33997
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