SWR3 Gedanken

SWR3 Gedanken

04AUG2021
AnhörenDownload
DruckenAutor*in

„Jetzt bin ich einfach nur noch urlaubsreif“, das sagt mein Bruder zu mir. Ich sehe in sein müdes Gesicht und dann meint er weiter: „Endlich mal wieder richtig auftanken – in den Bergen oder an einem See. Ich bin einfach nur groggy“.

Wie mein Bruder mir das erzählt, kommt mir was in den Kopf, was ich mal von einem Mönch namens ‚Bernhard von Clairveaux‘ gelesen habe. Bernhard meint, dass wir Menschen so ähnlich sind wie eine Tasse. Mal leerer - mal voller.

Bernhard erklärt das genauer so: „Unsere Tasse muss regelmäßig aufgefüllt werden, damit sie nicht dauerleer ist. Und wenn sie voll ist und überläuft, dann kommt das Beste. Dann läuft aus meiner Tasse was in deine Tasse.“ Bernhard stellt sich das wie bei einem Brunnen vor, wo das Wasser von oben nach unten von einer Schale zur nächsten fließt.

Einen wichtigen Hinweis hat er noch: „Schau, dass du nicht nur gibst und gibst und dabei immer leerer wirst. Finde raus wie deine Tasse wieder voll wird und warte ab. Erst wenn du dein Inneres wieder gefüllt hast, kann auch wieder was für andere überfließen.“

Bei mir klappt das nicht immer. Aber wenn ich nach dem Aufwachen einen coolen Song zu meinem ‚Tagessoundtrack‘ erkläre, oder ich Gott für ein paar Minuten mal mein Herz ausschütte, dann geht das so in die Richtung. Oder wenn ich mal einen ganzen Tag nur für mich was mache: Ausschlafen, brunchen, ohne Verpflichtungen bis in den Abend.

Man könnte meinen so was ist der reinste Ego-Trip. Ist es aber nicht. Ich lerne einfach mit meinen Kräften zu haushalten. Und so ist es auch für die anderen besser. ‚Bernhard von Clairveaux‘ bringt es auf den Punkt: „Wenn du mit dir selbst schlecht umgehst, wem tust du dann was Gutes? Also: Wenn du kannst, hilf mir aus deiner Fülle, wenn nicht, schone dich.“

https://www.kirche-im-swr.de/?m=33690
weiterlesen...