SWR2 Wort zum Tag

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22JUN2021
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Manche fanden es schon ein bisschen schwer verständlich, dass die Kirchen weiter Gottesdienst feiern konnten – wo doch spätestens seit dem Bundes-Lockdown alle Versammlungen verboten waren – fast egal, ob draußen oder drinnen. Wobei: es war ja schwierig genug: mit Anmelde-Zettel oder online-Anmeldung, nur wenige Plätze, große Abstände, Singen verboten; das war eine fremde Art von Messe und Gottesdienst für die paar Leute, die dabei waren.

Jetzt rechnen viele andere Veranstalter wieder mit größeren Gruppen; und in den meisten Kirchen bleibt drinnen erst mal die Beschränkung. Und weil das Wetter ja auch allmählich schöner wird, laden viele Gemeinden zu Gottesdiensten draußen ein. Im Pfarrhausgarten oder so – aber manche auch auf öffentlichen Plätzen, leicht erreichbar – jedenfalls bis zu einer bestimmten Zahl von Menschen. Und sicher so, dass auch andere Leute was mitkriegen werden davon, wie die Gemeinde betet und singt und die Gute Nachricht hört.

Das DraußenFeiern ist erst mal pandemie-bedingt, schon klar. Aber eigentlich gilt es doch schon immer und hoffentlich auch „danach“: Evangelium und Gottesdienst gehören raus auf die Plätze.

Also sollten die Gemeinden sich vornehmen, einmal in der Woche oder so mitten in Stadt oder Dorf zu beten. In Trier etwa auf dem Hauptmarkt, zwischen Gemüse- und Blumenständen, nah beim Petrus-Brunnen, auf dem Laufweg der Touristen und ihrer Guides. Mitten ins Leben gehört Gottes Wort gesagt – denn für die Welt und die Menschen ist es doch bestimmt. Jeden Tag.

Ehrlich gesagt: Es fühlt sich ein bisschen fremd an, da draußen und öffentlich zu sprechen und zu singen und zu beten; und ein wenig befremdet werden auch manche schauen, die da vorbeigehen und plötzlich hören sie ungewohnte Töne und Worte... Nur einige werden stehen bleiben, vielleicht zuhören und sogar mitsingen.

Heute liest die katholische Kirche ein Jesus-Wort: Gebt das Heilige nicht den Hunden, sagt er und werft eure Perlen nicht den Schweinen vor... Gottes Wort – das sind Perlen ja – aber wer wären wir denn, Menschen als „Säue“ einzuordnen!? Das hätte Jesus ja auch ferngelegen.

Die Gute Nachricht, also das Heilige auf Straßen und Plätze tragen – das sollen die Christenmenschen doch eigentlich immer tun.

Wer stehenbleibt, zuhört, sich treffen lässt – und wäre es nur eine oder einer: für die ist es eine Chance, das Heilige zu treffen und zu finden für das eigene Leben; oder einfach nur für heute.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=33378
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