SWR2 Wort zum Tag

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21JUN2021
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Dass ein Kirchenfenster ein Bild von diesem Heiligen zeigt, ist schon mal ungewöhnlich. Ziemlich unbekannt ist Aloysius von Gonzaga. Nach dem zweiten WeltKrieg brauchte die St. Joseph-Kirche in Gelsenkirchen-Schalke neue Fenster. Heilige sollten sie darstellen. Und auf der Männerseite sollte auch ein junger Mann dabei sein. Da ist eben die Wahl auf Aloysius gefallen, geboren als Sohn einer adligen Familie, infiziert und gestorben noch als junger Mann und Theologiestudent, nachdem er Menschen gepflegt und versorgt hatte, die an der Pest-Seuche erkrankt waren. 1591, da war er 23 Jahre jung. Also passend als Patron und Vorbild für die jungen Männer in St. Joseph.

Spannend auch heute – wo die Pflegekräfte schon wieder auf Applaus verzichten müssen, der am Anfang der Pandemie von den Balkonen herabkam; auf den gerechten Lohn müssen sie immer noch warten. Aloysius steht bestimmt im Himmel an ihrer Seite, da bin ich sicher.

Aber spannend ist auch, wie der Künstler vor siebzig Jahren den heiligen Aloysius ins Fenster gebracht hat – gegen den Widerstand der kirchlichen Bauaufsicht übrigens, wie es heißt. In der linken Hand hält er ein Schwert – Zeichen für Wahrheit und Tugend. Über dem Kopf steht gut erkennbar das „IHS“-Zeichen der Jesuiten. Lilien wachsen am Boden und eine Krone liegt da, weil Aloys darauf verzichtet hat, als Erbprinz Macht und Besitz der Familie zu übernehmen. So weit ein traditionelles Heiligenbild.

Aber von den Knien an abwärts: da trägt Aloisius blau weiße Stutzen und dazu natürlich Fußballschuhe. Vor dem rechten Fuß liegt ein Fußball – natürlich auch blau-weiß. Schalke eben – ein Heiliger nah dran an den Leuten. Damals, in den fünfziger Jahren, soll ja jeder Schalker Junge sozusagen mit dem Ball am Fuß zur Welt gekommen sein.

Na gut, Schalke NullViers Abstieg aus der ersten Bundesliga hätten andere verhindern müssen - da hilft weder Aloysius noch der FußballGott, wenn es ihn denn gäbe. Aber dass Heilige ganz normale Menschen sind, irgendwie auch alltäglich wie du und ich, sozusagen: auf Schalke zeigen das Stutzen und Schuhe und Ball noch heute.

Vorbildlich ist Aloysius heute vielleicht mit seinem Einsatz für die Kranken; vorbildlich auch für Männer und Frauen in der Pflege. Weniger als ihr Patron – sie schützen sich natürlich selbst besser vor der Infektion, als er es damals konnte… Glückwunsch zum Namenstag übrigens, Alwis und allen anderen Aloys‘ und Loisls auch!

https://www.kirche-im-swr.de/?m=33377
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