SWR3 Gedanken

SWR3 Gedanken

22JUN2021
AnhörenDownload
DruckenAutor*in

Ich will endlich wieder ans Meer. Mich faszinieren die Extreme dort. Wenn ich unter Wasser schnorchle, wirkt alles so friedlich und still. Später wenn die Flut kommt und dazu noch der Sturm, bewundere ich, wie sich die hohen Brecher mit unwahrscheinlicher Kraft gegen die Felsen werfen.

Im Leben ist das so ähnlich. Es kann auch so unvorhersehbar und unberechenbar wie das Meer sein. Die Flut kommt oft schneller als gedacht. Und das Wetter kann schnell umschlagen.

Zum Beispiel stehe ich eben noch in der Küche und fluche vor mich hin: Die Spülmaschine hat den Geist aufgegeben. Und im nächsten Moment lache ich im Wohnzimmer. Denn meine Tochter lernt gerade Laufen und torkelt wie der Butler von „Dinner for One“ durchs Zimmer.

Oder im Büro. Da weiß ich vor lauter Aufgabenflut erst gar nicht, wo ich anfangen soll. Dann ein Kaffee und meine Kollegin, die mich aufmuntert; und der Stress ist für einen Moment vergessen.

Dass sich meine Gefühlslage so schnell ändern kann, ist für mich Teil des Lebens. Und mir gefällt es, dass das Leben so vielseitig ist.

Wo es so auf und ab geht, kann ich das Leben spüren. Aber das ist auch anstrengend. Wenn es zu oft hin und her geht, kann es sein, dass ich gar nicht mehr so richtig weiß, wo ich in all dem Getöse stehe. Da ist es gut, wenn ich einen Schritt zurücktrete. Dass ich wieder so was wie einen Überblick kriege.

Wie ich das mache? Ich habe kein Geheimrezept aber manchmal hilft mir, wenn ich kurz die Tür zu mache – Augen zu und ein paar Minuten durchatmen. Oder ich gehe in die Natur und laufe ohne Nachzudenken. Oder ich setze mich in eine Kirche und rede mit Gott. 

Manchmal hilft das, dass ich wieder zu mir finde, wenn die Wellen hochschlagen.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=33366
weiterlesen...