SWR3 Gedanken

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10JUN2021
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Ich blättere in einer Zeitschrift. Da haut mich ein Foto um. Links oben ist es abgedruckt. Ein Foto von einem Mädchen aus dem Jemen. Es sitzt auf einem riesigen Krankenbett, und es ist so dünn, dass es darauf fast verschwindet. Unter dem Bild steht: „Die zwölfjährige Fatima wiegt nur zehn Kilogramm.“

Ich weiß, dass im Jemen schon lange eine schlimme Hungerkrise herrscht, aber dieses Foto finde ich schrecklich. Vielleicht weil meine Tochter halb so alt ist und doppelt so viel wiegt. Vielleicht weil mich Fatima auf dem Foto so hilfesuchend ansieht.

Aber ich helfe ihr ja nicht. Zwischen Fatima und mir liegen 5000 Kilometer und noch viel mehr.

Im Artikel unter Fatimas Foto lese ich, dass die großen Hilfswerke für den Jemen knapp vier Milliarden Dollar von den Vereinten Nationen benötigen. Bei der letzten Geberkonferenz ist aber nur die Hälfte des Betrags zusammengekommen. Knapp zweihundert Staaten schaffen es nicht das nötige Geld zusammen zu kriegen?

Ich verstehe das nicht. Allein die reichste Familie in Deutschland besitzt so so viel mehr, wie die Hilfswerke gefordert haben. Eine Familie besitzt fast 40 Milliarden Dollar und gegen den Hunger in Jemen könnten schon knapp 4 Milliarden helfen.

Ich weiß nicht, ob Fatima noch lebt. Und ich weiß auch nicht, ob es ihr hilft, wenn ich mich so aufrege oder wenn ich etwas Geld im Rahmen meiner Möglichkeiten spende. Oder wenn ich dafür bete, dass die Menschheit es endlich schafft sich umeinander zu kümmern. Mit Liebe und mit Geld, damit Kinder wie Fatima leben.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=33267
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