SWR3 Gedanken

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09JUN2021
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Sara hat mich mit einer Idee geflasht. Sie ist elf und die Tochter einer befreundeten Familie. Wir telefonieren mal wieder per Video. Da sagt Sara was, das haut mich vom Hocker. Eben habe ich noch Saras Haare bewundert und zu ihr gemeint: „Toll sehen deine Haare aus, richtig lang sind sie geworden.“ Und dann erzählt sie: „Im Sommer schneide ich sie ab. Dann sind sie endlich lang genug und ich kann einen Zopf machen, der muss mindestens 30 cm lang sein.“

Ich kann das nicht glauben, also frage ich: „Wie kommst du darauf deine schönen Haare abzuschneiden?“ Sara sagt: „Ich will sie spenden.“ Wie bitte? Jetzt hat mich Sara aus der Fassung gebracht. Haare sind so etwas Persönliches. Das ist keine leichte Entscheidung, wenn ein Mädchen seine Haare abschneidet – für jemand anderen.

Ich frage Sara: „Kennst du jemanden, der deine Haare braucht?“

„Nee, aber ich hab einen Film im Fernsehen gesehen. Da hat ein Mädchen einem anderen Mädchen seine Haare gespendet. Aus dem abgeschnittenen Zopf haben sie eine Perücke gemacht, das war richtig viel Arbeit. Aber am Ende hat es super ausgesehen. Und das andere Mädchen war so glücklich. Das will ich auch machen.“ Soweit Sara.

Ob es im Sommer tatsächlich klappt? Vielleicht möchte Sara dann doch nicht, ich würde das verstehen.

Ich bewundere Sara, so oder so. Sie ist erst elf, aber ihre Liebe für andere geht bis in die Haarspitzen.

 

https://www.krebshilfe.de/blog/haare-spenden/

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