SWR3 Gedanken

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06JUN2021
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Das habe ich bisher auch noch nicht gewusst: was ein „Promenadologe“ ist. Ein Promenadologe ist ein Spaziergangsforscher.

„Kurios! Was  soll man beim Spazierengehen schon erforschen?“

Erstmal habe ich die Promenadologie belächelt, aber dann habe ich ein bisschen nachgeforscht und was Interessantes rausgefunden. Eigentlich geht’s den Promenadologen gar nicht nur ums Spazierengehen, sondern vor allem ums Wahrnehmen. Wie sehe ich den Ort, in dem ich lebe? Der Spaziergangsforscher Martin Schmitz sagt: „Wer spazieren geht, erlebt die Orte, an denen er vorbei geht, wie an einer Perlenschnur aufgereiht.“

Das gefällt mir. Seit Corona gehe ich oft spazieren. Mal alleine, mal mit meiner Freundin. Wenn ich alleine unterwegs bin, fällt mir das mit der Perlenschnur auch auf. Ich gehe so rum und schaue in die Gegend. Dabei kriege ich meinen Kopf leer und meine Gedanken können sich neu sortieren.

Wenn ich mit meiner Freundin Elke spazieren gehe, passt das mit der Perlenkette auch. Aber anders. Denn kaum sind Elke und ich losgelaufen, sprudelt eine von uns los. Die ganze Zeit auf unserem Spaziergang erzählen wir. Die Umgebung rückt in den Hintergrund und wir schauen auf unsere Geschichten, die sind dann die Perlen. Klar, da ist nicht jede Perle schön und perfekt. Aber gerade das ist wohltuend, wenn man auch von dem erzählen kann, was nicht so rund läuft.

So ein bisschen bin ich in den letzten Monaten also auch zur Promenadologin geworden und sage: „Beides lohnt sich: Spazierengehen alleine und Spazierengehen zu zweit. Denn jede Umgebung ist es wert, dass man sich in ihr umschaut. Und jeder Mensch ist es wert, dass jemand mit ihm geht und ihn und sein Leben dabei aufmerksam anschaut.“

https://www.kirche-im-swr.de/?m=33263
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