SWR1 Anstöße sonn- und feiertags

SWR1 Anstöße sonn- und feiertags

30MAI2021
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„Möge der neue Tag dir den Blick für die Schönheit der Welt schärfen!“ Mit diesem Segenswort möchte ich Sie in den Sonntag begleiten. „Bene dicere“ ist das lateinische Wort für segnen. Wörtlich übersetzt heißt es „Gutes sagen“. Besonders aus Irland sind viele Segensworte bekannt. Sie haben dort eine uralte Tradition. Vor bald 1.500 Jahren haben irische Mönche ihre Insel verlassen. Sie wollten ihren Glauben weitergeben. So sind sie nach Mitteleuropa gekommen und haben mit ihrer naturverbundenen und weltoffenen Art zu glauben deutliche Spuren hinterlassen.

Segensworte sollen mich positiv stimmen, mir Mut zusprechen. Das macht es leichter, in die Zukunft zu gehen. Einer der bekanntesten irischen Segenswünsche wird heute oft in Gottesdiensten gesungen: „Möge die Straße uns zusammenführen und der Wind in deinem Rücken sein; sanft falle Regen auf deine Felder und warm auf dein Gesicht der Sonnenschein.“ Diesen Segenswunsch hat der Lehrer und Kirchenmusiker Markus Pytlik 1988 bei einer Irlandreise auf einer Postkarte entdeckt und später daraus ein Lied gedichtet und komponiert. Eine Zeile daraus geht mir immer wieder zu Herzen: „Und bis wir uns wiedersehen, halte Gott dich fest in seiner Hand.“ Gott wird mich über alle Grenzen hinweg tragen und uns zusammenbringen. Das gibt Hoffnung.

In einer weiteren Strophe des Liedes heißt es: „Sei über vierzig Jahre im Himmel, bevor der Teufel merkt: du bist schon tot.“ Manchmal wird diese Strophe weggelassen. Ich singe sie gerne. Denn es ist ein gutes Gefühl, dass die Macht des Bösen begrenzt ist. Dabei muss ich gar nicht vierzig Jahre voller Unsicherheit im Himmel verbringen, denn in Irland ist auch eine weitere Version dieses Spruches bekannt. Da wird dem Teufel schon nach einer halben Stunde Aufenthalt bei Gott ein Schnippchen geschlagen.

Dass es auch schwierige, drückende Zeiten im Leben gibt, verschweigen die

Segenswünsche nicht. Sie nehmen es mit Humor. Am Ende kann ich immer aufatmen: „Bis wir uns 'mal wiedersehen, hoffe ich, dass Gott dich nicht verlässt; er halte dich in seinen Händen, doch drücke seine Faust dich nie zu fest.“ Die irischen Segenswünsche geben mir immer wieder auf eine fröhliche Art und Weise Hoffnung. Auch dieser aus der Tradition der irischen Mönche: „Wenn der Tag sich neigt, möge er dich als zufriedenen Menschen sehen.“

Ich wünsche Ihnen einen gesegneten Sonntag!

https://www.kirche-im-swr.de/?m=33229
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