SWR3 Gedanken

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21MAI2021
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Vor zwei Wochen habe ich endlich den Reisepass meiner Tochter wiedergefunden. Theoretisch könnten wir jetzt wieder zusammen verreisen. Weil das zurzeit nicht geht, reisen wir in Gedanken. Sie schwärmt von den kleinen Gassen in Jerusalem; ich versuche den Geschmack von frischer Jackfruit zu beschreiben.
Dann erinnern wir uns an die tolle Ruine in Dänemark, wo wir damals eine Rittergeschichte erfunden und inszeniert haben. Nicht zu vergessen die leckeren dänischen Blätterteigteilchen.

„Weißt du noch, wie ich in Österreich beim Wandern die Sohle meines Bergschuhs verloren habe“, frage ich. Und sie lacht und erzählt, dass sie sich immer ein wenig vor den Kühen gefürchtet hat. „Aber die Milch war lecker“, sagt sie. Am Ende haben wir das Gefühl, wirklich verreist zu sein. So voller Farben, Eindrücke und Aromen sind wir.

Weil wir hungrig geworden sind, blättern wir durch ein orientalisches Kochbuch mit kurzen Interviews der Köche und Köchinnen.

Über den Koch Yared steht da: „Ich will zeigen, dass wir Menschen auf der ganzen Erde Zuhause sind. Wenn wir etwas essen, das uns ganz fremd ist und es uns richtig gut schmeckt, ist das der Beweis: Wir sind alle Kinder Gottes und auf der ganzen Welt Zuhause.“

„Stimmt“, sage ich. „Komm lass uns Falafel machen.“ „Und Brownies als Nachtisch“, sagt sie.  „Das passt zwar nicht zusammen“, sage ich, „Aber warum nicht? Ist ja eine Welt. Also: Falafel und Brownies für uns Gotteskinder …“

https://www.kirche-im-swr.de/?m=33152
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