SWR1 Anstöße sonn- und feiertags

SWR1 Anstöße sonn- und feiertags

26DEZ2020
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Er hatte so drauf vertraut. Unser Sohn: Dass sein Wunsch in Erfüllung geht: Die große Pyramide zum Aufbauen, Ägypten im Wohnzimmer. Dann war alles unter dem Weihnachtsbaum,  nur eins nicht: die Pyramide. Bitterlich geweint hat er!  Die Enttäuschung war vernichtend. Eltern mit Draht zum Christkind mussten einfach aktiv werden, da war wohl etwas schief gelaufen. Aber was geht schon schnell an den Feiertagen, alles war zu, die Not war groß.  Ein bisschen Trost durch die Worte:  Heute ist nicht aller Tage Abend, mal sehen. Sei nicht traurig! Die Enttäuschung  unseres Sohnes wich aber erst drei Tage später, als ein Pyramidenförmiges Päckchen vor der Tür für ihn stand - Entschuldige die Verspätung! Dein Christkind!

Natürlich kann man darüber nachdenken, wie konsumorientiert heute vieles ist und dass die Kinder früher nicht so verwöhnt wurden. Aber – dieses Weihnachtsfest ist  als das wunderbarste überhaupt  in seine Erinnerung eingegangen. Die Enttäuschung und dann eine verspätete Erfüllung, übergroßes Glück. Die Beschwerdeabteilung beim Christkind hat gut gearbeitet. Die ganze Familie war froh.

Wie nah größte Enttäuschung und größte Freude nebeneinander liegen können, denke ich. Gut, dass manchmal etwas heil werden kann, wo gerade noch Kummer war. Mein Sohn hat damals erfahren: Man darf sich auch mal beschweren beim Christkind. Nicht jede Enttäuschung im Leben ist für ewig. Gut, dass alle Jahre wieder die Chance da ist, einen Menschen glücklich zu machen und Gottvertrauen zu lernen.

Und ich hab damals  gelernt vom Christkind: Enttäuschungen kann man heilen. Und: Seid nicht so fixiert auf Perfektion und Gelingen, das klappt halt nicht immer. An Weihnachten geht es um etwas ganz anderes. Das Leben ist nicht perfekt. Weihnachten auch nicht.

Das Christkind hat so gesehen auch Grund, sich zu beschweren. Es sagt vielleicht: Nehmt Euch nicht so ernst. Nehmt bitte Weihnachten ernst! Denn warum ist Gott denn auf die Welt gekommen? Um die Herzen zu bewegen – und um Traurigkeit in Freude zu verwandeln. Damit auch wir  trösten, wo jemand Trost braucht und nicht aufhören, das Gute in der Welt wachsen zu lassen. Alle Jahre wieder!

https://www.kirche-im-swr.de/?m=32242
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