SWR1 Anstöße sonn- und feiertags

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20DEZ2020
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Eine resolute Frau will eine Klette sein - das klingt seltsam. Von der  Ehefrau von Martin Luther, Katharina von Bora,  wird das erzählt. Heute ist ihr Todestag. Und am Ende ihres Lebens soll sie gesagt haben: „Ich will an Christus kleben wie eine Klette am Kleid.“

Seltsame Vorstellung. Eine Frau, die erst Nonne war und das Kloster verlassen hat, um Luther zu heiraten. Die sozusagen die erste evangelische Pfarrfrau war, sechs Kinder brachte sie zu Welt. Sie hat einiges gestemmt, wie eine moderne Unternehmerin, konnte verhandeln und wirtschaften. Sie versorgte Kinder und viele Gäste und hielt alles zusammen. War gebildet und hatte ihren eigenen Kopf. An der Seite ihres bekannten Mannes war sie keine graue Maus, sondern  eine geachtete und selbstbewusste Persönlichkeit. Sie hat viel durchgemacht: Sie verlor zwei Töchter, ihr  Mann starb sechs Jahre vor ihr, danach hatte sie es ziemlich schwer.

Katharina von Bora erlebte Gefahr, Armut und Verlust. Als sie vor der Pest floh, erlitt sie einen Unfall mit dem Pferdewagen und starb an den Folgen am 20.  Dezember 1552. Trotz allem hielt sie an ihrem Glauben fest – „Ich will an Christus hängen wie eine Klette am Kleid!“

Ich finde, sie hat damit etwas vorgelebt:  Nämlich, dass es sich nicht ausschließt, selbständig, aktiv und selbstbewusst zu sein und gleichzeitig ganz und gar auf Gott bezogen. Stolz und demütig  zugleich. Sie hat Jesus ganz und gar vertraut, anhänglich wie eine Klette. Die lässt sich nicht leicht abschütteln. Die bleibt, wo sie will. Und Katharina wollte bei Christus bleiben, bei der Quelle des Lebens, auch im Tod. Für mich ist das ein starker Satz von einer starken Frau. Vier Tage vor Heiligabend ist sie gestorben. Vier Tage vor Jesu Geburtstag.

Ich finde, es lohnt sich auch heute, an ihm zu kleben wie eine Klette. Nicht loszulassen. Weil er bis heute die Quelle von Leben ist, weil er Liebe bringt und Gegensätze überwindet. Nicht zuletzt in der Krippe, am Anfang seines Lebens. Dort wird die Liebe neu geboren. Eine Liebe, die sogar stärker ist als der Tod. Genau daran denke ich heute am Gedenktag der Katharina von Bora.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=32236
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