Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

18DEZ2020
AnhörenDownload
DruckenAutor*in

Die Mail eines Mitarbeiters hat mich geärgert. „Das war nicht besonders gut. Achte doch bitte darauf, dass das in Zukunft besser läuft. Viele Grüße.“ Kurz, knapp, klar. Und trotzdem fand ich, darüber hätte man ja vielleicht auch mal reden und vor allem, das hätte er anders sagen können. Ich war sauer und drauf und dran, umgehend eine unterkühlte Antwort in die Tasten zu hauen. Aber irgendwas hat mich dann doch nochmal zurückgehalten – und im Nachhinein glaube ich, das war auch ganz gut so. Denn als ich am nächsten Morgen seine Mail nochmal gelesen habe, da fand ich sie schon gar nicht mehr so aufregend. Und mit ein bisschen Abstand ist mir auch aufgefallen: In dem einen oder anderen Punkt hatte er vielleicht sogar Recht. Ja, es stimmt, ein paar Sachen bei unserm Projekt hätten wirklich besser laufen können.

Etwas, das mich ärgert, nicht einfach grummelnd in mich hineinzufressen ist natürlich wichtig. Das muss ich mir selber immer wieder klarmachen. Denn auf Dauer staut sich da was in der Seele. Und lange aufgestauter Ärger kann irgendwann wegen einer Nichtigkeit explodieren. Im schlimmeren Fall belastet er nicht nur meine Seele, sondern auch meinen Körper. Lässt mich schlecht schlafen, macht Magenschmerzen oder sogar noch schlimmeres. Kurz, knapp und klar zu sagen was mich stört kann mir helfen, nicht krank zu werden. Aber freundlich und nicht verletzend. Am besten so, wie ich selber kritisiert werden möchte, wenn mir ein blöder Patzer passiert ist. Und da kann es auch nicht schaden, erstmal eine Nacht darüber zu schlafen, bevor ich in Rage was in die Tasten tippe oder wutschnaubend zum Handy greife. Ehrlich, klar und trotzdem freundlich zu bleiben ist aber nicht nur gut fürs eigene Wohlergehen. Für mich ist das auch eine christliche Grundhaltung. Allerdings eine, die ich auch immer wieder üben muss.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=32214
weiterlesen...