SWR2 Wort zum Tag

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07DEZ2020
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Es gibt sogar Eltern, die ihre Kinder aus der Schule abmelden, weil sie fürchten, die könnten dort verdorben werden. Thema: wie ist die Welt entstanden, auf der die Menschen leben: In sechs Tagen plus einem Ruhetag, wie die Bibel das ganz am Anfang beschreibt; oder in Milliarden von Jahren nach einem Urknall, von dem noch niemand weiß, ob es ein Vorher gegeben hat und wie das war.

Und vom Menschen her gedacht: Hat Gott einen ersten Menschen aus Lehm geformt und ihm das Leben eingehaucht und dann eine Frau aus seiner Rippe geschnitten; oder sind wir das vorläufige Ende einer sehr langen Evolutions-Geschichte, eng verwandt mit den anderen Tieren, sogar mit den Bienen deren Patron der heilige Ambrosius ist. Es geht – kurz gesagt – um Schöpfung oder Evolution. Hat die Bibel Recht oder hat sie schon immer gelogen und Märchen erzählt. Wie gesagt: in manchen Ländern ist das eine Debatte mit tiefgreifenden Folgen; führt zu Spannungen und Spaltungen.

Katholische und manche evangelische Kirchen erinnern heute an einen Heiligen, der vor gut tausendsiebenhundert Jahren geboren wurde, in Trier. Ambrosius heißt er, war 374 zum Bischof von Mailand gewählt worden …

Ambrosius wurde ein sehr gelehrter Theologe und Bibelwissenschaftler – und ist wichtig für den Streit Bibel gegen Naturwissenschaft, der immer wieder so übel ausbricht.

Der Bibel, so Ambrosius, sind die naturwissenschaftlichen Details egal. Warum es nachts dunkel ist und wo die Sonne sich dann bewegt oder warum es Mond- und Sonnenfinsternis gibt: Die Bibel interessiert sich mehr dafür, warum eigentlich alles da ist; wie es dann funktioniert, ist ihr weniger wichtig.

Eigentlich hatte Ambrosius damit das Tor weit aufgerissen für die Naturwissenschaft, für Astronomie und Biologie, also dafür, dass Menschen herausfinden, wie alles entstanden ist und sich verhält. Viele können das vereinbaren: sie glaubenund wissen, dass Gottes Schöpfungskraft hinter allem steht und Gottes Liebe die Welt in Bewegung will und uns am Leben hält. Dieser Glaube lässt sich weder beweisen noch kaum widerlegen – und um diesen tiefen Glauben ging es dem heiligen Ambrosius wohl vor allem. Einen Streit zwischen Wissenschaft und Glaube hat er aber höchstens geahnt. Schade, dass sein Friedensangebot ungehört verhallt zu sein scheint. Aber das kann sich ja noch ändern; Bibel und Evolution erzählen die gleiche Geschichte – nur mit unterschiedlichen Perspektiven…

https://www.kirche-im-swr.de/?m=32182
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