SWR1 Anstöße sonn- und feiertags

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06DEZ2020
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Kann sein, dass jemand Ihnen heute etwas in die Schuhe schiebt. Ausgerechnet am 2. Advent. Heute ist nämlich der 6. Dezember, heute ist Nikolaustag.

Die Sache mit „dem anderen in die Schuhe schieben“ ist schon alt. Sie stammt aus der  mittelalterlichen Zeit, in der Handwerksburschen noch durch die Lande gezogen sind und mal hier und mal da gearbeitet haben.

Und natürlich kam es schon auch mal vor, dass da jemand irgendetwas mitgehen ließ. Kam es dann raus und es wurde danach gesucht, dann waren die Langfinger am geschicktesten, die das Diebesgut einfach einem anderen Gesellen im Quartier in dessen Schuhe versteckten. Wurde es dort gefunden, fiel der Verdacht auf den Falschen. Und schon waren die Täter fein heraus.

Ganz schön fies, aber so erfolgreich, dass daraus sogar ein Sprichwort geworden ist.
Und hinter dem Sprichwort steckt natürlich das besonders ausgeprägte menschliche Talent, einen Fehler nicht einzugestehen, sondern anderen die Schuld zu geben, die mit einem unterwegs sind.

Aber am Nikolaustag ist das mit dem „in die Schuhe schieben“ etwas ganz anderes. Überhaupt nicht gemein, sondern gut gemeint. Es soll nämlich daran erinnern, wie menschenfreundlich wir zueinander sein könnten.

So wie der St. Nikolaus, der Bischof von Myra. Myra liegt in der heutigen Türkei, nahe bei Antalya. Es geschah im 4. Jahrhundert und wurde legendär, durch das großzügige Verschenken. Sein ganzes Vermögen hat der Nikolaus an Arme verteilt. Es wird erzählt:

Ganze Goldklumpen habe er über Nacht bei Bedürftigen in den Vorgarten geworfen.
Er ist dem Hunger und der Armut mutig entgegen getreten. Hat seine Guttaten immer ganz geschickt versteckt vor der Tür derer, die es nötig hatten.

Wenn man die Geschichte nachliest, zieht es einem glatt die Schuhe aus. Und zur Erinnerung daran schieben sich Viele bis heute am 6. Dezember zur Abwechslung was richtig Nettes in die Schuhe.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=32151
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