Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

30NOV2020
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Der Advent fühlt sich in Corona-Zeiten auch anders an. Gerne würde man in dieser dunklen und kalten Jahreszeit näher zusammenrücken. Stattdessen aber: Komm mir ja nicht zu nahe! An eine liebende Umarmung ist gleich gar nicht zu denken! Selbst ein freudiges Lächeln bleibt in der Maske stecken. Wie schön wär´s, man könnte verträumt über einen Weihnachtsmarkt schlendern, die vertrauten Lieder im Ohr und den Duft von Tannen, Kerzen und Glühwein in der Nase. - Vergiss es! „Für mich wird es in diesem Jahr gar nicht so richtig Weihnachten“, klagt eine junge Frau. Kein gutes Gefühl! Vielen geht es ähnlich.

Aber: Wie wird es denn „so richtig“ Weihnachten? Die Christenheit feiert am Christfest die Menschwerdung Jesu. Gottes Sohn wird als armer Leute Kind in einem Stall zu Bethlehem geboren. Wenn der selbst in unsere Haut schlüpft, so glauben wir, will Gott ein Zeichen setzen: „So stell ich mir den Menschen vor“, höre ich Gott sagen. „Lebt wie Jesus, gerecht, leidenschaftlich, liebevoll und voller Vertrauen zu mir, seinem Vater. Werdet Mensch, ich stehe zu euch.“ Seitdem rangiert die Menschlichkeit ganz oben auf der christlichen Agenda.

Menschlichkeit – das ist der Weg auf Weihnachten hin. Lasst uns sorgsamer, achtsamer miteinander umgehen – immer jene im Blick, die es besonders schwer haben. Wie wär´s heute mit einem Anruf bei der Bekannten, die zur Zeit in Quarantäne ausharren muss. Oder einem Brief mit ein paar Fotos an den Opa im Altenheim, der fühlt sich wieder ziemlich einsam. Ein Gespräch über den Gartenzaun, und nicht nur der übliche, schnelle Gruß am Morgen. Die Kirchengemeinden bieten „Licht-Tüten“ zum Verschenken an, schön und bunt gestaltet, Leuchtzeichen – gegen die Angst. Nur wenige Beispiele, aber Sie werden erfahren: Das ist ein Geben und Nehmen. Menschlichkeit ebnet den Weg, so wird es Weihnachten.

In Partnerschaft und Familie sind Rituale hilfreich und schön. Die Kinder freuen sich auf das nächste Türchen im Adventskalender. Man kann mit ihnen auch mal eine offene Kirche besuchen. Eine tägliche stille Zeit, wenn die Kerze am Adventskranz entzündet wird. Ein Adventslied, zuhause rezitiert oder gesungen. Ein kleiner Hausgottesdienst. 

Wenn es uns warm wird ums Herz, ist Weihnachten nicht mehr fern.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=32134
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