Ein Sarg in den eigenen vier Wänden? Ein grotesker Gedanke! So etwas gibt es doch nur in Vampirfilmen. Na ja: Ausnahmen bestätigen die Regel.

Die Ausnahme: Marian, Mechthild und Michael haben ihre Särge selbst gezimmert. Sie sind bei guter Gesundheit, keineswegs dem Tode nahe - aber sie sind überzeugt: „Seinen Sarg selbst zu bauen ist eine gute Art, sich auf den Tod vorzubereiten.“ Bis sie ihn brauchen, steht ihr Sarg dann als Bank auf der Terrasse oder dient als Truhe für Akten oder Wein.

„Bau dein letztes Haus selbst.“ So lautet der Titel des Workshops, bei dem die drei mitgemacht haben - angeboten von einem Hospizverein, also von Menschen, die Schwerkranke bis zum Tod intensiv begleiten und die dabei erleben, wie unterschiedlich sie damit umgehen, dass sie sterben müssen. Bei allen, die den Workshop mitgemacht haben, steht ihr Sarg für eine Haltung: „Das war mein Leben, und ich kann annehmen, was immer jetzt noch kommt.“ 

Eine Nachbarin von Mechthild hat schon angekündigt, dass sie nicht mehr bei ihr vorbeikommen wird, wenn in der Wohnung auch ein Sarg steht. „Aber das werden wir dann sehen“ sagt Mechthild augenzwinkernd.

Marian meint: „Seine letzte Behausung selbst bauen ist eine gute Möglichkeit, sich auf das Sterben einzurichten. Schließlich bereitet man sich ja auch auf eine Geburt vor, richtet das Zimmer ein, sucht sich die beste Klinik aus.“

Michael war drei Mal dem Tod sehr nahe. Er hat zwei schwere Unfälle hinter sich und einen Herzinfarkt. Sich mit dem Sterben zu beschäftigen heißt für ihn: „Ich will mein Leben bewusster leben. Ich bin überzeugt, dass Gott mich fragen wird, was ich aus den Möglichkeiten gemacht habe, die er mir gegeben hat.“ Deshalb hat er auf die eine Seite seines Sarges einen Psalmvers eingefräst: „Herr, lehre uns bedenken, dass wir sterben müssen, auf dass wir klug werden“ (Ps 90,12  in der Luther-Übersetzung).

Für die Ansprache stütze ich mich auf den Artikel „Sterben für Anfänger“ von Sabine Henning in „andere zeiten. Das Magazin zum Kirchenjahr“ 3/2019, S. 22-23.