SWR3 Gedanken

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19SEP2020
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Barbara Schöneberger starrt mit weit aufgerissenen Augen in die Kamera ihres Laptops. Es ist der 20.März 2020 – erster Freitag nach dem Lockdown  in Deutschland. Deshalb moderiert sie ihre Talkshow aus dem heimischen Wohnzimmer, zugeschaltet sind ihre Kollegen. Barbara Schöneberger hält ein Blatt Papier in der Hand,  auf das geschrieben hat: Nächstenliebe!

Dieses Thema hat sie sich ausgesucht und führt dazu aus: „Ich habe heute morgen die Müllabfuhr derartig freundlich  empfangen am Tor wie noch nie – ich bin immer sehr freundlich, aber als die Jungs kamen und die Tonnen abgeholt haben, war ich so erleichtert, dass sie da waren und hab gefragt: bleibt ihr uns denn erhalten? Werdet ihr weiterhin da sein?“[…]*

 Ihre Moderatorinnen-Kollegin Bettina Tietjen ergänzt: „Wenn wir alle zusammenhalten, dann werden wir das schon irgendwie gewuppt kriegen. […] Es geht nur zusammen, sonst können wir es vergessen.“*

Heute, ziemlich genau ein halbes Jahr später gilt das noch genauso: Wir werden das nur zusammen wuppen. Mit Rücksicht. Mit Abstand. Mit Maske. Mit Verzicht. Mit Nächstenliebe. Damit die gut durch diese Krise kommen, die sie am härtesten trifft. Wirtschaftlich: im Tourismus, der Kunst, der Gastronomie. Und gesundheitlich: auf den Palliativstationen, in den Pflegeheimen, bei den Risikogruppen. Das Virus ist leider nicht weg, es macht keinen Urlaub und kennt keinen Feierabend. Das, was Barbara Schöneberger schon im März in die Kamera gehalten hat, bleibt mit Abstand das Wichtigste: Nächstenliebe. Also: Telefone heiß laufen lassen. Umeinander kümmern. Nachfragen. Helfen. Bis diese Krise irgendwann vorbei ist.

  

*vgl. NDR Talkshow vom 20.03.2020

https://www.kirche-im-swr.de/?m=31676
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