SWR3 Gedanken

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18SEP2020
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„Wie viele Menschen sind an Bord? Gibt es Kranke, gibt es Kinder, gibt es Verletzte?“ Fragen ,über die sich Mattea in Sekundenschnelle einen Überblick verschaffen muss. Als Crewmitglied auf der „Sea-Watch“, wo sie die erste ist, die auf ihrem Schnellboot Kontakt aufnimmt zu den Menschen in Seenot. Menschen, die seit Tagen auf dem Mittelmeer in der prallen Sonne treiben ,ohne Wasser, ohne Essen. Mattea bringt sie mit den Schnellbooten auf das Schiff der „Sea-watch“, gibt ihnen Schutz. Sie hat arabisch studiert und hört immer und immer wieder die grausamen Erfahrungen dieser Menschen auf der Flucht: In einem separierten Teil des Schiffs, der für Männer Tabu ist, erzählen ihr Frauen von Vergewaltigungen. Dass sie gefoltert wurden in den Internierungslagern in Libyen, wohin sie auf keinen Fall zurück wollen. Doch genau dorthin bringt die Libysche Küstenwache diese Menschen mit Unterstützung der EU.

Und deshalb hat die Evangelische Kirche zusammen mit „Sea-Watch“ und über 580 Organisationen das  Schiff „Sea-Watch4“ ins Mittelmeer geschickt.  Das was Mattea auf dem Schiff vorlebt, ist für mich das, was im Matthäusevangelium steht. Da sagt Jesus: Denn ich war hungrig, durstig, fremd und obdachlos und ihr habt mir geholfen. Und: „Was ihr einem meiner geringsten Brüder und Schwestern getan habt, das habt ihr mir getan.“ (Mt 25)

Das Bündnisschiff ist ein Stachel im Fleisch  der deutschen und europäischen Politik, weil es zeigt: Eigentlich ist Seenotrettung eine staatliche Aufgabe,  die Aufgabe Europas! In den vergangenen 6 Jahren sind Schätzungen zufolge über 20.000 Menschen im Mittelmeer ertrunken. Europa verkauft seine Werte.  Mattea fordert: „Wir müssen uns  aktiv dafür einsetzen, dass das nicht in unserem Namen passiert.“ Als Christ, als Europäer kann ich Mattea nur zustimmen: „Nicht in meinem Namen!“

https://www.kirche-im-swr.de/?m=31675
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