Ich hab sie mir alle ausgedruckt. Über 700 Fotos aus den letzten fünf Jahren. Voll oldschool, ich weiß. Aber ich bin froh, dass ich es gemacht habe. Denn so kann ich jeden Tag eins aus einer der dicken Papiertaschen ziehen. Und muss mich nach acht Stunden Home-Office nicht nochmal an den PC setzen, der mir schon den ganzen Tag eckige Augen verpasst hat.

Nun also: ich ziehe ein Foto: Sommer 2016 in Schottland. Mit meinen Kumpels Danny und Simon feiere ich eine der besten Partys meines Lebens. In Edinburgh, während eines riesigen Festivals. Wir drei vorne im Bild prosten uns zu, hinter uns eine Karawane von Schotten, die abgehen wie Schmitz Katze. Tanzen, lachen, feiern.  Sofort habe ich die Stimme der Sängerin im Ohr, die ihrer schottischen Landsfrau Amy Macdonald in Sachen Kernigkeit und Tiefe in nichts nachsteht. Es war eine für schottische Verhältnisse sehr milde Nacht – wir feierten in T-Shirts zu Straßenmusik und unter Lampions, die das altehrwürdige Edinburgh von seiner schönsten Seite zeigten.

Ja, ich vermisse all diese Dinge so sehr. Und ich könnte auch verdrießlich werden, wenn ich darüber nachdenke, dass Vieles jetzt gerade – „Danke Corona!“ - nicht möglich ist. Aber manchmal gelingt es mir aber auch dankbar für diese Momente zu sein. Und  dann kann ich mich noch mal in sie reinhören, -schmecken,- fühlen,… und dem Himmel ein Danke schicken, dass sie mich jetzt tragen. Jeden Tag ein bisschen jedenfalls. Und mich schon jetzt darauf freuen, dass ich irgendwann wieder neue Fotos machen kann.