SWR1 Anstöße sonn- und feiertags

SWR1 Anstöße sonn- und feiertags

13SEP2020
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„Das ist so sicher wie das Amen in der Kirche!“  Das sagen die Leute, wenn sie felsenfest davon überzeugt sind, dass die Dinge einen bestimmten Verlauf nehmen werden: So sicher wie das Amen in der Kirche...

Denn wenn man sich auf etwas einhundertprozentig verlassen kann, dann darauf: In der Kirche wird Amen gesagt. Und nicht nur einmal, gleich an mehreren Stellen ist es in jedem Gottesdienst verlässlich zu hören; nämlich immer dann, wenn etwas beendet ist: Nach Gebeten, nach Lesungen aus der Bibel, und – manchmal sehr zur Erleichterung der Zuhörenden – am Ende der Predigt.

Jetzt haben wir erleben müssen: So sicher ist das Amen in der Kirche denn doch nicht: über Wochen sind die Gottesdienste ausgefallen. Wie sich denn auch vieles andere in unserem Leben als weit weniger sicher erwiesen hat, als wir immer geglaubt haben. Wer hätte je für möglich gehalten, dass die Kinder nicht mehr zur Schule dürfen? Und die Leute nicht zur Arbeit? – Jedenfalls sehr viele nicht. Und man nicht mehr tun und lassen kann, was man gerade will... Und wie schrecklich das auf Dauer ist!

Manche wünschen sich so sehr ihr altes Leben zurück, dass sie anfangen, die neue Wirklichkeit anzweifeln. Und die Bedrohung. Und in der Folge zweifeln sie auch an den Medien, die über die Bedrohung berichten; und wenn man schon den Nachrichten nicht mehr traut, dann ist es nur noch ein kleiner Schritt, an allem zu zweifeln, am ganzen System...

Klar, ich kann das schon nachvollziehen. Ich möchte es auch einfach weghaben, das Virus! Und am Liebsten die Hände vors Gesicht schlagen und sagen: Wenn ich nicht hinschaue, dann ist es auch nicht da...

Aber ein anderer Teil von mir weiß es nun mal besser: Schließlich arbeite ich in einem Krankenhaus und da kann man die Augen nicht davor verschließen. Und wir hatten ja noch Glück! Meine Schwester ist Ärztin in einem Risikogebiet; und was sie erzählt hat, möchte ich ganz sicher nicht erleben.

Das Schlimmste sind eben nicht die Einschränkungen und die Masken. Das Schlimmste ist die Krankheit selbst. Und das Allerschlimmste wäre, wenn es meine Liebsten erwischt. Oder meine Freunde. Was dann?
Und da die anderen Menschen auch Kinder sind von irgendwem, und Freunde haben, Eltern und Großeltern, müssen wir eben alle gut aufeinander achten.  Und zusammenhalten.

Das hebräische Wort „Amen“ bedeutet übrigens: “wahrlich“, „gewiss“. Oder:  “So geschehe es“. Bleibt also nur zu sagen: So sei es! Amen.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=31646
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