Trösten ist gar nicht so einfach. Was sagt man beispielsweise zu einem, von dem man weiß: Da ist grad jemand gestorben, in der Familie? Und dann begegnet man ihm auf der Straße - und am liebsten würde man schnell die Straßenseite wechseln, vor lauter Schreck und Unsicherheit... Kennen sie das?

Ich glaube aber, das ist keine gute Idee. Es kann nämlich sehr verletzend sein für Trauernde, wenn sie jetzt auch noch gemieden werden.
Was hilft ist: dass man ehrlich ist, mit den eigenen Gefühlen. Und wenn mir ein „herzliches Beileid“ nicht über die Lippen geht - weil es mir irgendwie so altmodisch vorkommt - dann ist es besser, zur eigenen Hilflosigkeit zu stehen. – Das heißt, wenn ich nicht weiß, was ich sagen soll, kann ich genau das sagen:

„Ich weiß gar nicht, was ich sagen soll...“
Das verstehen die Trauernden mit Sicherheit. Und es ist ein guter Anfang. Denn jetzt kann der andere darauf reagieren. Vielleicht will er gar nichts weiter sagen. Dann wird er mir das zu verstehen geben; vielleicht traurig nicken, und sich verabschieden. Aber er weiß: Ich habe Anteil genommen; und bin ihm nicht ausgewichen.

Vielleicht ist es aber auch ganz anders, und die trauernde Person möchte sich gerne noch etwas unterhalten. Dann wird es sie trösten, wenn ich darauf ein-gehe. Und zuhöre. Und bei ihr und ihrem Erleben bleibe – statt von meinen eigenen Erfahrungen zu erzählen.

Beim Erleben des anderen bleiben bedeutet auch - und das ist ganz wichtig:
Ihm seine Gefühle zu lassen. Wer z.B. den Tod der 95-jährigen Mutter betrauert, weiß sehr gut, dass sie alt war und gebrechlich, und dass es einmal so kommen musste; und dass es vielleicht auch besser so ist... All das sagt ihm schon die eigene Vernunft. Und dennoch ist es ein Abschied, und der will verschmerzt sein.

Trösten heißt ganz einfach: Gefühle respektieren. Zuhören und schweigen. Und so gesehen, ist Trösten eigentlich gar nicht so schwer....