SWR3 Gedanken

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08JUN2020
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Wenn ich absolut keine Zeit habe, dann habe ich immer noch „Zeitsplitter“.

Ein „Zeitsplitter“, das ist so eine Mini-Zeit, die für mich übrigbleibt, auch wenn mein ganzer Tag total stressig und durchgetaktet ist. Mit so einem Zeitsplitter kann ich machen, was ich will, da macht mir niemand Druck. Zum Beispiel mit der knappen Minute, die ich warten muss, bis der Wasserkocher fertig ist, bis mein Computer hochgefahren ist oder bis die Fußgängerampel auf grün umspringt. Da kann ich selbst entscheiden, ob ich mich in dem Moment im Kopf weiterstresse oder nicht. Ob ich schon wieder überlege, was ich jetzt als nächstes erledige oder ob ich kurz Pause mache. Ich kann mal durchatmen, kurz in den Himmel schauen oder sogar die Augen zu machen und mich mal nur auf mich konzentrieren. 

In den letzten typischen Corona-Wochen hat mir das mit den Zeitsplittern geholfen. Da hatte ich immer drei Kinder daheim und das Gefühl, dass ich nur noch funktionieren muss und nie anhalten kann. Aber gerade dann ist ja eigentlich Anhalten das Beste. Denn wenn ich immer nur weitermache - ohne Pause, dann wird meine Laune immer schlechter und früher oder später komme ich richtig aus dem Gleichgewicht. 

Deswegen sind so ein paar Minuten am Tag nur für mich da. Das sind meine Zeitsplitter. Und in denen kann ich mich kurz fragen: „Wie geht´s dir eigentlich gerade?“.

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