SWR3 Gedanken

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16MAI2020
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„Dann haben die Leute ja noch uns“. Die Mitarbeiterin eines Altenzentrums hier am Ort hat das gesagt, als aus Sorge vor der Ausbreitung des Coroanavirus kein Besucher mehr das Haus betreten durfte. Was für eine Aussage. Und was für ein Kontrast zu Medienberichten von alten Menschen, die sich in diesen Tagen gleichsam eingesperrt oder gar isoliert fühlen. „Die Leute haben ja noch uns“. In dem Satz der Mitarbeiterin steckt wohl viel mehr als die Kurzbeschreibung ihres Jobs. Da scheint auch was durch vom Selbstverständnis, das sie dort zu leben versucht. Es ist ein Haus der Caritas.

Nicht betreuen oder gar verwahren wolle man die alten Menschen, so hat es die Leiterin des Hauses beschrieben, sondern bei ihnen zu Gast sein. Jeden Tag. Mit ihnen leben und ihnen, wo es nötig ist, eben zur Seite stehen. Ein hohes Ziel. Aber das darf es auch sein, finde ich, wenn man sich schließlich den Geist Jesu zum Maßstab genommen hat. Und dieser Geist sollte dann auch spürbar sein, wenn man das Haus betritt. Ich jedenfalls meine ihn dort gespürt zu haben. „Die Leute haben ja uns“, für mich ist das schlicht Nächstenliebe auf den Punkt gebracht.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=30895
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