SWR3 Gedanken

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11MAI2020
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Ich zuerst. Klar, die Haltung ist nicht neu. Aber wenn es mal so richtig eng wird, dann stößt sie halt besonders übel auf. Nicht nur vor leergekauften Supermarktregalen. Auch die Regierungen mancher Staaten verhalten sich mitunter ja wie die Hamsterer am Regal: Ich zuerst! Selbst jetzt, in einer globalen Krise. Nun werden Forscher irgendwann hoffentlich einen Impfstoff finden. Er wird erstmal nicht für alle reichen und ich frage mich gerade, was dann wohl geschehen wird. Wer bekommt ihn zuerst? Wer zuletzt? Und wer womöglich gar nicht? Und ich ahne schon, dass die globalen Verlierer am Ende dieselben sein könnten wie immer. Die ärmsten Länder, die weder Macht haben noch Geld. Sie werden nach Lage der Dinge am schlimmsten darunter leiden. Mich macht diese Aussicht wütend.

Zwar hat das Christentum von Anfang an die Hoffnung dagegengehalten, dass es eine größere Gerechtigkeit geben wird. Wenn nicht hier und jetzt, dann am Ende der Zeit. Die Hoffnung also, dass letztlich die Gerechtigkeit stärker ist als ausgefahrene Ellenbogen. Der Gedanke ist mir wichtig, als letzter Ausweg. Doch bis es soweit kommt, liegt noch ganz viel in unserer Hand. Auch jetzt. UN-Generalsekretär Antonio Gutteres hat das mit Blick auf die erhofften Impfstoffe immerhin schon deutlich formuliert: „Nicht nur für ein Land oder eine Region, sondern universal verfügbar, für jeden, überall.“ Ich hoffe, er behält Recht.

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