Wenn mich jemand in meinem Büro im Krankenhaus besuchen will, ist das ein weiter Weg. In den 2. Stock fahren, durch den Flur am Kreißsaal vorbei ins nächste Haus, aber auf der gleichen Etage bleiben, wieder in einen langen Flur, am Sozialdienst vorbei und gegenüber dem Feuerlöscher rechts an der Wand, da ist mein Büro. Dieser Feuerlöscher bringt mich oft ins Grübeln. Was hat der mit mir zu tun? Bin ich als Seelsorgerin ein Feuerlöscher?

Manchmal kommt das vor.

Eine Schülerin der Pflegeschule bekam ganz viel Feuer. Von einigen Mitschülerinnen, von der Praxisanleiterin, von der Schule. Sie sei zu schüchtern, zu blöd, mache den Mund nicht auf, vielleicht könne man sie nicht übernehmen. Dann sollte ich mal mit ihr reden.

Auf den ersten Blick wirkte sie nicht wie eine typische Krankenschwester mit sechs Armen und 10 Ohren, die sich im Chaos des Krankenhausalltags souverän bewegt und ihren Patienten in jeder Not zu Hilfe kommt. Natürlich war sie noch jung, aber ich fand einen guten Kern in ihr und Freude an der Arbeit. Sie hatte gern mit Patienten zu tun und traute sich zu, den Beruf der Krankenpflegerin zu lernen.  Mit ein paar Gesprächen, auch in der Pflegeschule, war das Feuer gelöscht.

Aber manchmal bin ich auch das Gegenteil eines Feuerlöschers: wenn in einem Menschen noch ein kleiner Funke seines früheren Glaubens an Gott brennt, dann bemühe ich mich, diesen Funken noch etwas anzufachen. Weil ich glaube, dass es für die Menschen gut ist, wenn sie statt nur an ihre eigenen Kräfte oder an das Schicksal doch besser an Gott glauben. Dass er ihnen hilft und sie beschützt. Dann bin ich also keine Feuerlöscherin, sondern blase vorsichtig auf den noch glimmenden Docht und freue mich, wenn aus dem kleinen Funken nochmal ein Licht wird. Einmal hat mich eine Frau kurz vor ihrem Tod gefragt: glauben Sie denn, das danach noch was kommt? Auf jeden Fall, antwortete ich, da bin ich mir ziemlich sicher. Die Frau war erfreut. Dann glaube ich das jetzt auch, sagte sie und schlief ein.