SWR1 Begegnungen

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Annette Bassler, evang. Kirche trifft Eva Jung, Grafikdesignerin, HamburgEva Jung

 

Werbung machen ist ihre Leidenschaft und kreativ ist sie von Berufs wegen: Eva Jung, studierte Grafikdesignerin aus Landau. In Hamburg hat sie inzwischen ihre eigene Werbeagentur gegründet. Ihr Markenzeichen: sie startet gern Werbekampagnen für Gott.

Mein Anliegen eigentlich schon immer ist es, von dieser Leidenschaft Gottes und seiner Kreativität was sichtbar zu machen. Und das über die klassischen, fast schon esoterischen Nummern hinaus mit Wasserfall und Sonnenuntergang, sondern wirklich mal auf ne frische, moderne, alltägliche, heutige Art und Weise.

Frisch und alltäglich von Gott reden. Das ist für Eva Jung Beruf und Berufung.

Alltagstourist
Man muss durch eine große, leere Lagerhalle laufen mit wenigen Sitzmöbeln und kahlen, weißen Wänden. Dann steht man vor ihr in ihrem Büro. Eva Jung, unverwechselbar mit ihrem raspelkurzen, weißen Haaren und der großen schwarzen Brille. Wenn sie redet, sprudeln nicht nur Worte, sie sprudelt auch vor Ideen. Das letzte Projekt: ihr Buch „Alltagstourist“. Darin schickt sie uns auf eine Entdeckungsreise in unseren Alltag. Mit überraschenden Bildern, Sprüchen und vielen Fragen.

Da wo man ist, da ist Gott. Also ich muss nicht irgendwohin gehen, ich muss nirgendwohin pilgern. Ich muss einfach nur mal wahrnehmen.

Und das ist die Grundidee vom „Alltagstourist. Im Alltag das Besondere wahrnehmen. Gott begegnen. Ehrlich gesagt. Wenn ich das Besondere wahrnehmen will, dann muss ich nix wie weg. Und nach viel Abstand mag ich meinen Alltag wieder eher leiden. Eva Jung macht es anders. Sie sucht nicht die große Attraktion, sie sucht das besondere Detail.

Ich fotografier nicht den schiefen Turm von Pisa, wozu? Den haben schon hundertdreißigtausend Leute fotografiert  in tollsten Bildbänden, das brauch ich nicht. Aber vielleicht den Teddy, der im Mülleimer steckt, auf den hab ich es halt abgesehen.

Der Teddy im Mülleimer, die Schaufensterpuppe ohne Arm, die abgewetzten Stühle. Eva Jung hat sie so fotografiert, dass sie anfangen, mit mir zu reden. Und neben diese Bilder hat sie geschrieben, was ihr dazu eingefallen ist. Fragen. Oder Sätze aus der Bibel.

Das heißt ich reise in den Alltag anderer Menschen und das Einzige, was sich ändert, ist meine Art, diesen Alltag wahrzunehmen. Und da eben zu sagen: da kannst du sogar Gott entdecken, weil er da überall verwoben ist und versucht, mit dir Kontakt aufzunehmen und du hast es vielleicht gar nicht geschnallt.

Kann sein. Kann aber auch sein, dass Gott gar nicht da ist. Gibt es nicht Zeiten und Orte, wo kein Gott ist? Eva Jung hat darauf eine für mich überraschende Antwort.

Gott ist irgendwie so genial, also da muss man gar nicht an Gott glauben, wenn man sich nur umguckt und ansieht, was in dieser Welt da ist, was allein an Grundstoff da ist, ja, ich find das ist alles sowas von Kreativ!

Ach ja? Und wie?

Jeder einzelne Tag ist für jeden einzelnen Menschen neu erfunden. Den gabs vorher noch nie, den wird es nicht mehr geben, die Zeit vergeht, jede Sekunde wird was Neues ausgedacht, es ist wahnwitzig, was da an Kreativität erschaffen wird andauernd.

Ja, das sagt mir was. So kann ich auch reden, wenn ich mit meiner Enkeltochter durch den Wald gehe und alles mit ihren Augen zum ersten mal sehe. Das ist ein Wunder, was ich dann sehen kann.

Also ich hab manche gute Idee haben dürfen, aber ich würd mal sagen, ich bin an den wenigsten selber schuld, sie sind mir einfach zugefallen. Und ich war dann so schlau vielleicht, die dann auch aufzufangen.

Gobasil: geh übers Wasser- aufrecht!
Gut rüberkommen! Das ist das Motto der Firma „gobasil“. Der Name „gobasil“ meint: geh wie Basil. Lauf wie Basilius, das ist eine Eidechse im Amazonasgebiet. Die kann nämlich dank genialer Lauftechnik übers Wasser laufen. Aufrecht! Wie Jesus.
Gut rüberkommen- mit Gottvertrauen. Wie Jesus. Das will Eva Jung, wenn sie Gott im Alltag entdeckt.

Aber das mach ich nicht im Denken: oh hier ist irgendwie Gott am Start, sondern ich find’s eher spannend, diese Bilder aus dem Alltag mit Texten, vielleicht sogar mit Bibeltexten zu kombinieren und  dadurch das ewig Gültige, was in der Bibel steckt, in das Heute zu transportieren.

Gottvertrauen- das ist für Eva Jung Quelle jeglicher Kreativität.

Ich lebe mit Gott in jedem Moment nicht nur sonntags und mir liegt es daran, das rüberzubringen, was mich bewegt, was mich kreativ macht, was mich dazu bringt, morgens aufzustehen, weil sonst könnte ich auch liegenbleiben.

Diese Leidenschaft für Gott hat sie schon ziemlich früh entdeckt. Allerdings nicht im Religionsunterricht. Erst später. Auf eigene Initiative.

Ich hab eben angefangen in der Bibel zu lesen und fand das total inspirierend und seitdem, es wäre anmaßend zu sagen, ich wäre Gott auf der Spur, ich finde, es ist eher umgekehrt. Ich empfinde es so, dass Gott irgendwann mal hallo gesagt hat und seitdem  ist er mir irgendwie auf den Fersen. Ich  könnte auch nicht sagen, dass ich mit dem Prozess fertig bin.

Wenn ich den Weg anschaue, den Eva Jung bisher gegangen ist, dann muss ich an Basilius, den Wasserläufer denken. Der auf dem Wasser gut rüberkommt ans Ziel.

Also ich hab ewig gebraucht um in den Job reinzukommen. Also ich war in der Schule schon immer mit  Kunst und Kulturzeugs beschäftigt, habe dann ne Mappe zusammengestellt nach dem Abi und dachte ich schick die da hin und krieg sofort nen Studienplatz- nix!

Also hat sie nochmal einen Anlauf gemacht. Und hat auch danach mächtig kämpfen müssen, um bei guten Agenturen unterzukommen und ihren eigenen Stil zu entwickeln. Den eigenen Stil, den wünscht sie sich auch von den evangelischen Kirchen, mit denen sie ihre Kampagnen entwickelt.

Ich hab manchmal den Eindruck, dass sie sich gar nicht trauen, mit ihrer eigentlichen Kernkompetenz zu geistlichen Themen was zu sagen, sondern auf Umwegen andere Sachen zu erzählen, die die Werbung auch erzählen könnte.

Mir sagt das: wenn du von Gott reden willst, dann rede frei und leidenschaftlich.

Man schaue sich nur mal im Frühling an, wenn Kirschblüte ist. Da sind nicht nur so drei Blütchen an drei Ästchen! Ein Sonnenuntergang, das ist ein Spektakel! Gott ist wahnsinnig üppig, der gießt immer das Glas voll ein und das läuft sogar noch über und das spricht für mich alles von einer unheimlichen Leidenschaft.

www.gobasil.com

https://www.kirche-im-swr.de/?m=17542
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