SWR3 Gedanken

SWR3 Gedanken

Rätselhaft findet es mein Freund Sebastian.
Und wenn der es rätselhaft findet – er ist immerhin Physiker…;
und hat seine Diplomarbeit genau über das Thema geschrieben:
Lichtleiter-Eigenschaften von Kunststoffen.
Aber das hier: Versteh ich nicht, sagt er.

Das hier: Das ist eine gelbe Scheibe, sieht aus wie aus Plexiglas;
ungefähr dreißig Zentimeter Durchmesser – etwa so groß wie ein Essteller.
Knapp einen halben Zentimeter dick.
Loch in der Mitte, da steckt die Scheibe auf einem langen dünnen Stab.
So weit so einfach – wunderbar wird es,
wenn es allmählich dunkler wird; unter Wolken, gegen Abend.
Dann leuchtet die Scheibe – vor allem am Rand, ganz hell.

Seit dieses Teil in unserem Vorgarten steht,
habe ich schon manchmal gedacht,
da hätte wieder jemand das Haustür-Licht angelassen.
So hell leuchtet es. Ohne Strom.
Einfach nur mit dem bisschen Rest-Licht, das noch da ist.
Warum? Muss wohl am Material liegen. Oder an der Form oder so.

Für mich ist es einfach nur schön, bisschen ein Wunder vielleicht,
jedenfalls außergewöhnlich.
Im Winter – auch an den dunkleren Tagen – ein wenig mehr Licht
in der tristen Umgebung.

Allerdings: wenn es dann ganz dunkel ist,
hört auch der Sonnenfänger auf zu leuchten.
Hat ja keine eigene Energiequelle; und auch keinen Speicher.
Leuchtet einfach nur, indem er den letzten Rest Licht bündelt
und verstärkt und über den Rand wieder abstrahlt.
Restlicht-Verstärker heißt sowas, glaube ich.

Ich finde es schön, wie gesagt;
und zwar auch in einem übertragenen Sinn:
Die Welt ist dunkel genug um uns herum;
da führt der Sonnenfänger vor, was auch zwischen Menschen möglich wäre: Das bisschen Licht weitergeben, das du siehst;
dunkel wird es schon von allein. Licht sammeln und weitergeben.
Auch wenn alle anderen es schon dunkel finden.

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