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SWR4 Abendgedanken

Manchmal kann es ein Leben verändern, wenn man dem anderen richtig zuhört. Ein Bettler hat das erlebt, berichtet die Bibel (Lukas 18). Er war blind, hat vor der Stadt Jericho am Straßenrand gesessen und die Passanten angebettelt: „Helft mir doch!“ Aber niemand hat ihn gehört. Anscheinend hatten die Menschen anderes im Kopf. Keiner ist stehengeblieben und hat ihm geholfen. Da ist Jesus vorbeigekommen. Das hat der Blinde gemerkt und laut gerufen: „Jesus, hilf mir!“ Die Leute, die mit Jesus mitgelaufen waren, haben mit dem Blinden geschimpft: „Sei doch still!“ Es hat doch keinen Sinn, sich mit dem zu beschäftigen, haben sie vielleicht gedacht. Aber er hat noch viel lauter geschrien: „Jesus, hilf mir!“ Jesus hat das gehört, ist stehen geblieben und hat den Blinden gefragt. „Was soll ich für dich tun?“,. „Ich will sehen“, hat der geantwortet. „Du sollst sehen können!“, hat Jesus ihm da versprochen, „denn du vertraust mir.“ Da hat der Blinde gesehen und erlebt, was er vorher gar nicht kannte: Ein Mensch hat sich für ihn interessiert. Der Blinde konnte wieder sehen, wie schön die Welt sein kann.. Alle, die das miterlebt haben, haben gestaunt.

Mich berührt diese Geschichte. So einfach kann man ein Leben verändern, denke ich mir, indem man dem anderen erst einmal zuhört. Das klingt einfach. Ist es aber nicht. Zum Zuhören braucht es Zeit. Und Geduld. Und beides ist oft knapp. Andererseits scheinen Menschen für andere Dinge genug Zeit und Geduld zu haben: für das Fernsehen zum Beispiel. Mancher Ehemann hört dem Fernseher täglich länger zu als seiner eigenen Ehefrau. Und so leben sich beide auseinander, weil sie einander nicht mehr zuhören. Und das Leben wird fade und irgendwie einsam.

Zeit zu haben ist in diesen Wochen vor Weihnachten oft Mangelware. Rastlos hetzen die Menschen durch die Tage. Ich meine, es wäre gut, wir würden uns mehr Zeit füreinander nehmen. Zeit fürs Erzählen. Und fürs Zuhören. Denn beides tut gut. Beides befreit. Und bringt Menschen wieder näher zusammen. Einander mehr zuhören. Das wäre doch ein guter Vorsatz für die Adventszeit, finde ich. Damit der andere sagen kann: „Du hast mir zugehört. Das hat mir gutgetan. Jetzt kann ich die Dinge wieder mit anderen Augen sehen.“      

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SWR4 Abendgedanken

Es gibt eine Bibel speziell für Feuerwehrleute. Da stehen nicht nur Bibelworte drin, sondern auch Berichte von Feuerwehrleuten. Die erzählen, wie Bibelworte ihnen geholfen haben, nach schwierigen Einsätzen zur Ruhe zu kommen und neue Kraft zu schöpfen. Ein Feuerwehrmann zum Beispiel erzählt, wie er und seine Kollegen zu einem schlimmen Verkehrsunfall gerufen wurden. Tote lagen eingeklemmt in den Autos und auf der Straße. Diese schrecklichen Bilder haben ihm auch später noch schwer zu schaffen gemacht. „Wenn ich weiß, dass es einen Gott gibt, der mich versteht, gibt mir das Kraft. Auch für den nächsten Einsatz“, berichtet der Feuerwehrmann. Und fügt hinzu: „Ich habe immer wieder erlebt, was in der Bibel beschrieben wird: „Gott gibt den Müden Kraft und die Schwachen macht er stark. Selbst junge Leute werden kraftlos, die Stärksten erlahmen. Aber alle, die auf den Herrn vertrauen, bekommen immer wieder neue Kraft, es wachsen ihnen Flügel wie dem Adler.“ (Jesaja 40, 29-31).

Mich beeindrucken die Berichte der Feuerwehrleute. Dass es für sie eine eigene Bibel gibt, finde ich wirklich sehr gut. „Voller Einsatz“ heißt der Titel der Feuerwehrbibel[1]. Der passt gut, meine ich. Denn vollen Einsatz müssen die Feuerwehrleute bringen, um Leben zu retten. Oft wissen sie nicht genau, was sie am Einsatzort erwartet. Manchmal schlimme Dinge. Dann müssen sie „vollen Einsatz“ zeigen. Dazu brauchen sie viel Mut, gute Gerätschaften und Kollegen, auf die sie sich blind verlassen können. Und auch Gottvertrauen. Manche haben beim Einsatz die Feuerwehrbibel dabei. Die passt bequem in die Jackentasche. Mit Bibelworten, die Kraft geben. 

„Lieber Gott, bitte beschütze alle Feuerwehrleute auf ihren Einsätzen.“ Ich finde: Für die Feuerwehrleute kann man nicht oft genug beten, dass Gott sie behütet und ihnen immer wieder neue Kraft gibt. Denn die brauchen sie, wenn es mal wieder mit Blaulicht auf die Straße geht. Dann riskieren sie ihre Gesundheit, und manchmal auch ihr Leben, um anderen zu helfen. Sie bringen vollen Einsatz. Eines Tages vielleicht auch für mich.


 

[1] Die Feuerwehrbibel kann hier bestellt werden: http://shop.firefightersforchrist.de/shop/12-voller-einsatz-feuerwehrbibel

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SWR4 Abendgedanken

„Mein Sohn lässt sein Kind nicht taufen. Und das tut mir weh“, hat mir eine Frau erzählt und hinzugefügt. „Eigentlich geht es mich ja nichts an. Andererseits ist es mein Enkelkind. Und das soll doch getauft sein!“ Für diese Frau ist es selbstverständlich, dass man Babys tauft. „Aber heute ist ja vieles anders“, hat sie gesagt. Was kann sie tun? Ihren Sohn auf die Taufe ansprechen? Andererseits möchte sie auf keinen Fall ihrem Sohn und ihrer Schwiegertochter zu nahetreten. Nachher verstehen sie die Frage falsch und sind ihr böse. 

Wir beide haben dann überlegt, warum junge Eltern ihre Kinder nicht taufen lassen. Manche sagen, „Mein Kind soll später selber entscheiden, ob es getauft werden will.“ Andere halten nichts von Glaube und Kirche. Wieder andere stecken mitten im Hausbau oder in der Berufsausbildung, haben so viel um die Ohren, dass sie keine Zeit haben für ein Tauffest.

„Mit meinem Sohn könnte ich vielleicht reden“, hat die Frau gesagt. „Aber die Schwiegertochter? Ich weiß überhaupt nicht, wie die zur Kirche steht“.

Wenn sich die Gelegenheit bietet, so haben wir überlegt, könnte sie das Thema Taufe vorsichtig anschneiden, so im Vorübergehen, bei einem Besuch vielleicht. Manchmal gibt es das ja, das der Augenblick für eine bestimmte Sache günstig ist. Oder sie könnte mit den beiden im Fotoalbum die Bilder vom Tauffest ihres Sohnes anschauen. Und ihnen dabei erzählen, warum sie und ihr Mann den Sohn damals taufen ließen. Dass Taufe ja etwas Schönes sei. Und es einfach gut tut sich zu vergewissern: Unser Kind gehört zu Gott. So eine ganz individuelle Vergewisserung ist nämlich die Taufe.

Wir waren uns einig: das Thema Taufe ist wichtig, es vor Kindern und Schwiegerkindern anzusprechen aber gar nicht so einfach. Was Großeltern aber auf alle Fälle für ihre Enkelkinder tun können, ist für sie zu beten. Vielleicht mit diesen Worten: „Lieber Gott, du hast alle Kinder lieb, die Getauften und die Ungetauften. Beschütze sie und ihre Eltern. Lass die Kinder spüren, dass es dich gibt und du es gut mit ihnen meinst.“

Ich finde: Für Enkelkinder zu beten, ist wichtig. Denn es tut gut zu wissen: da ist einer im Himmel, der auf sie Acht gibt. Auch auf die Ungetauften.

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SWR4 Abendgedanken

„In der Wüste bahnt für Gott einen Weg.“ (Jesaja 40,3) Dieser Satz steht in der Bibel. Auf den ersten Blick scheint er nicht in die Adventszeit zu passen. In der Wüste ist es still. Die Adventszeit dagegen ist laut und geschäftig. Fast könnte man meinen, die Menschen wollten unbedingt vermeiden, dass Stille aufkommt in diesen Wochen. Und viele sagen: Von Gott ist dabei eigentlich nichts zu spüren. Dabei wäre das doch der Sinn von Advent und Weihnachten. Vielleicht brauchen wir deshalb ja doch die biblische Erinnerung an die Wüste, wo es ganz still ist. „In der Wüste bahnt für Gott einen Weg!“

Ursprünglich war der Advent nämlich eine stille Zeit. Eine alte Frau hat mir erzählt, wie sie das als Kind erlebt hat: „In der Adventszeit haben wir nur die allernötigsten Arbeiten im Haus und auf dem Hof erledigt. Abends kamen wir in der Stube zusammen, unser Vater hat eine Kerze angezündet und aus der Bibel vorgelesen. Dann gab es eine stille Zeit. Jeder sollte für sich überlegen, was Gott zu dem heutigen Tag wohl sagen würde. Was würde er loben können? Worüber wäre er traurig? Zum Schluss haben wir Adventslieder gesungen und sprachen das Vaterunser. An diese Abende erinnere ich mich gerne.“

Vielleicht haben Sie in Ihrer Kindheit ähnliche Abende erlebt. Ich jedenfalls kann mir gut denken, dass es einem hilft, sich innerlich auf Weihnachten vorzubereiten, wenn man für eine Weile still ist. Und darum geht es ja im Advent.

Vielleicht gönnen Sie sich gleich heute Abend so eine stille Zeit. Hören Sie eine schöne Musik. Lesen Sie in der Bibel. Zum Beispiel, wie Jesus nach Jerusalem gekommen ist und die Leute ihm zugejubelt haben. Das finden Sie im Matthäusevangelium, Kapitel 21. Und dann denken Sie eine Weile darüber nach: Jesus kommt auf einem Esel, wie die einfachen Leute. Nicht hoch zu Ross. Was sagt mir das eigentlich?

Ich wünsche Ihnen, dass Sie in diesen Adventswochen immer wieder einmal eine stille Zeit finden, in der Sie spüren: Gott ist da. Für mich.

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SWR4 Abendgedanken

„Ich hätte gern früher gelernt, verlieren zu können“, hat ein erfolgreicher Wirtschaftsmanager gesagt. Ich habe das in einem Zeitungsinterview gelesen. Er erzählt, wie er als junger Mann das Physikstudium abgebrochen hat, als er merkte, dass andere klüger waren als er. Für ihn war das eine Niederlage. Und die hat ihm weh getan. Er begann Jura zu studieren. Später hat er es in den Vorstand eines Automobilkonzerns geschafft. Aber zum neuen Vorstandvorsitzenden wurde nicht er, sondern sein Kollege bestimmt. Wieder eine Niederlage. Jahre später ist er dann doch noch Vorstandvorsitzender geworden. „Ich habe gelernt“, schreibt er, „auch wenn man mal scheitert, es geht immer weiter. Ich glaube, dass es gut wäre, schon als Jugendlicher zu wissen: Wenn ich das, was ich mir vorgestellt habe, nicht erreiche, ist das nicht das Ende. Ich kann mir etwas Neues vornehmen, einen anderen Weg einschlagen.“  

Niederlagen kennen auch die Menschen in der Bibel. Petrus zum Beispiel. Er war ein Jünger Jesu. Sogar einer seiner besten Freunde. Er hatte Jesus hoch und heilig versprochen: „Ich lasse dich niemals im Stich – egal was kommt!“ Als Jesus aber verhaftet wurde und es auch für Petrus gefährlich wurde, hat er zu anderen gesagt: „Den Jesus kenne ich nicht!“ Das war eine Niederlage. Die hat Petrus so weh getan, dass er bitterlich weinte. Jesus aber hat ihm die Freundschaft nicht aufgekündigt, sondern ihn sogar zu seinem Nachfolger bestimmt. Warum hat Jesus ausgerechnet Petrus ausgewählt? Offensichtlich wusste Jesus: Niederlagen machen Menschen stark. Weil sie erfahren haben: Niederlagen gehören zum Leben dazu. Sie sind keine Schande. Wichtig ist nur, dass man sich nicht aufgibt, sondern einen neuen Weg einschlägt. Und das hat Jesus dem Petrus zugetraut. Und ihm dabei geholfen, neu anzufangen.

Ich finde es gut, wenn auch wir jungen Menschen ihre Niederlagen und ihr Versagen nicht vorhalten, sondern zu neuem Anfang Mut machen. Gott schenkt Kraft dazu. Um die können wir ihn bitten.

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SWR4 Abendgedanken

„Was hätten Sie gerne schon früher gewusst – als Sie jung waren?“ - hat eine Zeitschrift gefragt und bekannte Persönlichkeiten um Antwort gebeten. „Ich denke oft daran, über wie vieles ich gern mit meinem Vater diskutiert hätte“, hat eine Bundesministerin geschrieben. Ihr Vater war ein bekannter Politiker gewesen. In seinen letzten Lebensjahren war er an Demenz erkrankt. Irgendwann war es zu spät, ihn um Rat zu fragen. „Zu schnell hatte die Demenz ihn um den riesigen Schatz seiner politischen Erinnerungen gebracht“, hat die Tochter geschrieben und hinzugefügt: „Wenn man 15 oder 16 Jahre alt ist, denkt man, dass noch so viel Zeit ist für alle Fragen an die Eltern. Welch ein Trugschluss das war, erkannte ich leider viel zu spät.“

Mich hat diese Antwort sehr berührt. Denn ich hätte meinen Vater auch gerne einiges gefragt. Er war Pfarrer - wie ich jetzt. Ich hätte zum Beispiel von ihm wissen wollen, wie sie sich damals gegen Fremdenhass und Rassismus gewehrt haben. Und was der Glaube da geholfen hat. Oder wie der Glaube Mut machen kann, wenn man bei null wieder anfangen muss. Aber als Jugendlicher war mir anderes wichtiger: die Schule und die Freunde, die Musik und der Sport. Heute ist es zu spät. Mein Vater lebt nicht mehr. Ich kann ihn nichts mehr fragen. Und das bedaure ich. 

„Lerne gerne von den Alten.“ Dieser Satz steht in der Bibel im Buch Jesus Sirach (6, 35). Darin finden sich kluge Ratschläge für junge Menschen. So auch diesen: „Lerne gerne von den Alten.“ Frage sie nach ihren Lebenserfahrungen. Höre ihnen zu. Dann kannst wissen, worauf es im Leben ankommt - und das macht weise.

Ich weiß, dass das Gespräch mit älteren Menschen nicht immer einfach ist. Sie geben einem oft ungefragt Ratschläge - und das kann ganz schön nerven. Oder sie kommen beim Erzählen vom Hundertsten ins Tausendste. Da braucht man dann Geduld beim Zuhören. Trotzdem denke ich: Sie haben viel über das Leben zu sagen. Wenn sich die Gelegenheit ergibt, sollte man das Gespräch mit ihnen suchen. Ich bin sicher: Irgendwann später wird man froh sein, ihnen zugehört zu haben. Und es bedauern, wenn man es versäumt hat – so wie die Politikerin. Darum: „Lerne gerne von den Alten“. Ich finde, das ist ein kluger Ratschlag.     

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SWR4 Abendgedanken

Haben Sie einen Namen für Gott? So wie Hagar? Von ihr erzählt die Bibel, dass sie einen Namen für Gott gefunden hat. 

Hagar war Sklavin. Sie gehörte Sarah, ihrer Herrin. Die konnte keine Kinder bekommen. Da hat sie kurzerhand Hagar ins Bett ihres Mannes Abraham gelegt, damit sie von ihm schwanger wird. Hagar sollte sozusagen die Leihmutter spielen. Damals war das üblich in so einem Fall. Und tatsächlich: Hagar wurde schwanger. Aber damit gingen die Probleme erst richtig los. Denn Hagar verlor nun allen Respekt vor ihrer Herrin. Die beschwerte sich bei ihrem Mann. „Tu mit ihr, was du willst!“ sagte der. Und Sarah schickte Hagar in die Wüste. Dort sollte sie umkommen. Und das Kind gleich mit ihr.

Die arme Hagar irrte in der Wüste umher. Sie rastete bei einem Brunnen. Da sprach ein Fremder sie an und gab ihr einen Rat: „Geh‘ zu deiner Herrin zurück! Gott wird dir so viele Nachkommen geben, dass sie nicht zu zählen sind. Denn Gott hat deinen Hilferuf gehört. Er ist für dich und dein Kind da.“  Da begriff Hagar, dass Gott selbst mit ihr gesprochen hatte. Durch diesen Fremden, der für sie ein Engel geworden war: „Du bist ein Gott, der nach mir schaut“, hat sie gesagt. Und sie war sicher: „Gewiss habe ich hier den Gott gesehen, der mich ansieht!“

Auch heutzutage gibt es Menschen wie Hagar. Menschen, die Gott erfahren als den, der auf sie achtgibt, der sie behütet. Die sagen: „Was Hagar gesagt hat, das stimmt. Gott ist ein Gott, der nach mir schaut! Ich habe es selbst erlebt!“

Es gibt aber auch Menschen, die Gott anders erfahren haben. Die geben Gott einen anderen Namen. Nicht den Namen: „Du bist ein Gott, der nach mir schaut!" Sondern: „Du bist ein Gott, der mich vergessen hat!“

Ob Hagar damals am Brunnen über Gott auch so gedacht hat? Wahrscheinlich war die Versuchung groß, so zu reden. Da war ja niemand mehr, der sich um sie gekümmert hätte. Aber gerade da hat sie Gott erlebt, wie er ist: „Ich bin für dich da. Ich schaue nach dir.“ Hagar hat Gott so erfahren. Und ihm vertraut. Ihm, der nach ihr schaut.

Ich wünsche Ihnen, dass Sie Gott so erleben, dass auch sie ihm den Namen geben könnten: Du bist der Gott, der nach mir schaut. Und dass Sie - wie Hagar - Gott fest vertrauen. Diesem Gott, der nach uns schaut.

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SWR4 Abendgedanken

Drei Wörter können das Leben verändern. Zum Beispiel: „Ich liebe dich“ oder „Opa ist tot“ oder „Ich bin schwanger“. Nach solchen Drei-Wörter-Sätzen ist das Leben für den, der sie hört, nicht mehr dasselbe wie zuvor.

Auch Gott verwendet drei-Wörter-Sätze, wenn er den Menschen etwas Wichtiges sagen will. „Ich bin da“, hat Gott zu seinem Volk Israel gesagt als es den Leuten schlecht ging. Sie mussten in Ägypten schwere Sklavenarbeit leisten. „Ich bin da“, hat Gott gesagt. „Ich lasse euch nicht im Stich.“ Und tatsächlich: Gott hat sein Volk mit Hilfe von Mose aus der Sklaverei befreit, erzählt die Bibel. Und nicht nur das: Als die Menschen in der heißen Wüste monatelang unterwegs waren, hat Gott sie mit Essen und Trinken versorgt: mit Manna und Wachteln und frischem Quellwasser. „Ich bin da.“ Gott hat sein Versprechen gehalten.

Wüstenwege im Leben gibt es heute noch. Wo alles mühsam ist und das Leben zu vertrocknen droht. Zum Beispiel eine Krankheit, wenn einer viele Wochen und Monate im Bett liegen muss. Da braucht man viel Geduld. Die fällt keinem leicht. Und es gibt auch den Wüstenweg der enttäuschten Liebe, wenn die Partnerschaft auseinanderbricht und man sich trennen muss. Das tut weh.   

Mancher beginnt dann am Sinn des Lebens zu zweifeln. Und auch an Gott: „Was soll das, Gott? Warum lässt du mich so hängen?“ Aber das andere gibt es auch, dass einer erfährt: Gott ist da. Nicht so, dass Gott alle Probleme einfach wegnimmt. Aber so, dass er einem Kraft gibt, die schwierige Zeit durchzustehen.

Das habe ich selber so erlebt. Als es mir schlecht ging, hat mich ein Freund besucht. Das Gespräch mit ihm tat mir gut und hat Kraft gegeben. Ich bin sicher: Gott hat ihn zu mir geschickt. Und auch wenn ich bete und Gott sage, was mich bedrückt, merke ich: das Beten gibt Kraft und neuen Mut. Dann spüre ich: Gott ist da.

Und dann bin ich wieder voller Hoffnung, weil ich erfahren habe, dass Gottes Drei-Wörter-Satz stimmt: „Ich bin da.“ Da für dich.

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SWR4 Abendgedanken

„Nachrichten gefährden ihre Gesundheit“, habe ich in der Zeitung gelesen. Schlechte Nachrichten über Terroranschläge und Naturkatastrophen würden das Immunsystem des Menschen schädigen, habe ein Arzt erklärt: Wenn Menschen hören und lesen, was sie beunruhigt, gelangt das Stresshormon Cortisol in die Blutbahn. Die Folge: die Menschen sind anfälliger für Infekte und Verdauungsstörungen. Und auch das Wachstum von Knochen und Haaren wird gestört. Der Arzt empfiehlt: weniger Nachrichten hören. Also strenge Nachrichtendiät.

Auch ich habe beim Zeitungslesen oft das Gefühl, die Welt gerät immer mehr aus den Fugen. Darum kann ich die gut verstehen, denen das Zeitunglesen und Nachrichtenhören Angst macht. Diese Angst scheinen manche Politiker noch zu verstärken. Sie wissen genau: ängstliche Menschen sind leicht verführbar. Die sehnen sich nach starken Politikern, die sagen, wo`s lang geht. Denen kann man dann einfach folgen.

„Ihr Christen sollt euch nicht Angst machen lassen! Denn ihr seid Kinder des Lichts!“ Das steht in der Bibel. Kinder des Lichts orientieren sich an Jesus Christus. Der ist das Licht der Welt. Wo Menschen in seinem Sinn leben, wird es hell. Daher gibt es für Christen keinen Grund, pessimistisch in die Zukunft zu blicken, sagt die Bibel. Christen sind nicht Kinder der Angst, sondern des Lichts!

Mir tut es gut, mich daran zu erinnern, wenn ich von schrecklichen Nachrichten lese und höre: Wo Christus ist, wird die Welt hell! Das nimmt der Angst den Schrecken. Darauf will ich mich verlassen und die Hände falten und beten für die, die Schreckliches erleben. Vielleicht mit diesen Worten: „Herr Jesus Christus, du bist das Licht für alle Menschen. Wo du bist, da wird es hell. Hilf mir, dein Licht zu verbreiten. Bitte sei bei denen, die in Dunkelheit und Angst leben müssen. Sende ihnen Lichtstrahlen der Hoffnung, damit ihr Leben heller wird und freundlicher.“  

Gleich nach diesen Abendgedanken hören Sie die 19.00 Uhr-Nachrichten. Strenge Nachrichtendiät wie der Arzt vorschlägt, scheint mir keine Lösung zu sein. Was mir hilft, ist die Erinnerung an das Licht Jesus Christus. Er macht diese unruhige Welt hell. Und das, finde ich, macht die Angst klein.

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SWR4 Abendgedanken

„Jeden Abend nehme ich mir 10 Minuten Zeit“, hat mir eine ältere Frau im Altenheim erzählt. „Da gehe ich dann in Gedanken durch den Tag und überlege, was schön war. Das macht mich irgendwie glücklich und zufrieden.“

Was für eine schöne Gewohnheit, habe ich mir gedacht und mich an eine Geschichte erinnert, die ich einmal gelesen habe. Die geht so: Ein Mann verließ morgens niemals das Haus ohne sich vorher eine Handvoll Bohnen einzustecken. Sie kamen in die rechte Jackentasche. Rechts – das war wichtig. Für jede positive Kleinigkeit, die er tagsüber erlebte, ließ er dann eine Bohne von der rechten in die linke Jackentasche wandern. Manchmal waren es gleich zwei oder drei Bohnen, wenn er sich besonders gefreut hatte. Die Bohnen in seiner Tasche waren für den Mann ein Hilfsmittel, um die schönsten Momente des Tages bewusster wahrzunehmen und sich später besser an sie zu erinnern.

Morgens traf er einen alten Bekannten auf der Straße und hielt einen fröhlichen Plausch. Darüber freute er sich. Und schon wanderte eine Bohn in die linke Jackentasche. Mittags gab es ein leckeres Essen. Seine Frau kochte gut und gern. Und wieder ließ er eine Bohne in die linke Jackentasche gleiten. So ging es weiter: das Lachen eines Kindes, eine feine Zigarre, einen schattigen Platz in der Mittagshitze, ein gutes Glas Wein. Abends saß der Mann dann zu Hause und zählte die Bohnen aus der linken Tasche. Dabei erinnerte er sich an das, was ihn gefreut hatte und genoss diese Minuten. So führte er sich vor Augen, wie viel Schönes ihm an diesem Tag begegnet war. Und sogar wenn er an einem Abend nur eine einzige Bohne zählte, hatte er einen Grund, sich über diesen Tag zu freuen.

Mir gefällt diese Geschichte. Sie zeigt: Das Sich-Erinnern an das Schöne macht glücklich und zufrieden. Das weiß auch der Beter des 103. Psalms. Er sagt es so: „Lobe den Herrn, meine Seele, und vergiss nicht, was Gott dir Gutes getan hat!“

Jeden Abend sich 10 Minuten Zeit zu nehmen und sich an das Schöne zu erinnern. Ich finde, das ist eine lohnende Sache. Vielleicht probieren Sie es jetzt gleich einmal aus, wenn die 19 Uhr-Nachrichten vorbei sind. Die machen einem ja nicht immer nur Freude. Da tun dann die 10 Minuten richtig gut.         

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