Alle Beiträge

Die Texte unserer Sendungen in den SWR-Programmen können Sie nachlesen und für private Zwecke nutzen.
Klicken Sie unten die gewünschte Sendung an.

Filter
zurücksetzen

Filter

Datum

SWR4

 

Autor*in

 

Archiv

SWR4 Abendgedanken RP

Teil 1

„Zu Gast bei Anderen. Christliche Gemeinden in Koblenz laden sich gegenseitig zum Gottesdienstbesuch ein.“ Mit diesen Worten begann im November des vergangenen Jahres für viele Christen eine spirituelle Rundreise. Eine Reise, die manchmal nur um die Ecke führte. Zu einer anderen Kirche, zu anderen christlichen Gemeinschaften . Sicher: Ökumenisches Miteinander gibt es schon lange in Koblenz. Und schon lange gibt es die Idee, eine Arbeitsgemeinschaft christlicher Kirchen in Koblenz zu gründen. Doch die beteiligten Kirchen wollten sich vorher noch besser kennen lernen. Pfarrer Dr. Markus Dröge, Superintendent des Kirchenkreises Koblenz, berichtet von den Anfängen:

Die Idee eine Arbeitsgemeinschaft christlicher Kirchen in Koblenz zu gründen, die ist schon älter. Vor etwa 10 Jahren haben wir eine Reihe gemacht verschiedener Abende, Abendveranstaltungen, wo die unterschiedlichen Kirchen, große und kleine, sich haben vorstellen können. Das war seine sehr schöne Sache. Dann ist es aber alles irgendwie wieder eingeschlafen. Das lag auch daran, dass wir ja in unseren Kirchen in den letzten Jahren so viel zu tun haben mit Strukturänderungen. Man war sehr mit anderen Problemen beschäftigt und vor zwei Jahren etwa haben wir uns dann aber doch wieder zusammen gesetzt und uns gesagt, es muss jetzt mal weitergehen und dann haben wir einen kleinen Arbeitskreis gegründet und der hat eine Ordnung entwickelt wie eine ACK hier in Koblenz gestaltet werden sollte.

Doch Ökumene lebt nicht von Strukturen, von äußeren Ordnungen. Das Miteinander der Kirchen lebt von Menschen. Tragender Grund dieses Miteinanders: Die biblische Botschaft. Dr. Dröge:

Wir haben gesagt, wir wollen zusammen der Stadt Bestes suchen, so wie es der Prophet Jeremia gesagt hat und wir wollen miteinander nach dem Reich Gottes trachten, wie es im Matthäusevangelium steht.

Gemeinsam entwickelten also die Kirchen ihre Aktion „Zu Gast bei Anderen“. Sie ist eine wichtige Station auf dem Weg hin zur Gründung der Arbeitsgemeinschaft christlicher Kirchen in Koblenz. Ihr Ziel: Gemeinden laden sich ein, lasen sich einladen, öffnen die Türen füreinander, erschließen sich neue Räume. Dr. Dröge:

Wir laden uns gegenseitig zu Gottesdiensten ein, das heißt zu dem Ort, wo unser Glaubensherz schlägt. Wo wir wirklich das leben, was uns am Wichtigsten ist und das läuft zurzeit, dass wir uns gegenseitig einladen. Und das läuft auch ganz schön. Man hat neue Erfahrungen, man lernt den anderen kennen, wie er Gottesdienst feiert. Man lernt auch kennen, dass der Andere anders ist als man selbst. Wenn ich bei einer katholischen Eucharistiefeier bin, ist das etwas völlig anderes als wenn ich in der Pfingstgemeinde zum Gottesdienst bin. Und für mich ist das eine große Freude diese Vielfalt zu erleben.
Teil 2

In Koblenz pflegen die unterschiedlichen Kirchen und christlichen Gemeinschaften ein lebendiges Miteinander. Ihre neueste Aktion „Zu Gast bei Anderen“. Über vier Monate luden sich die Kirchen gegenseitig zu ihren Gottesdiensten ein. Auch die Freie Evangelische Gemeinde in Koblenz öffnete ihre Türen. Pastor Siegfried Petry:

Ich finde diese Aktion „Zu Gast bei Anderen“ eine sehr gute Aktion, weil ich entdecke, dass man bewusster dadurch miteinander umgeht. Ich erlebe sonst immer wieder: Man begegnet Menschen auf der Straße oder in der Nachbarschaft oder so, erzählt das man Pastor der freien evangelischen Gemeinde ist, und dann sind doch eher Fragen da oder Unverständnis oder … da ist eine gewisse Skepsis zu beobachten und diese Aktion hier „Zu Gast bei Anderen“ scheint mir ein guter Weg zu sein, einander zu begegnen, einander kennen zu lernen, auf eine relativ unverkrampfte Art und Weise.

Die katholische und die evangelische Kirche, die alt-katholische Pfarrgemeinde, die rumänisch-orthodoxe Kirchengemeinde und verschiedene Freikirchen gehen diesen Weg mit. Die Menschen, die sich zu einer anderen Gemeinde auf den Weg gemacht hatten, feierten den Gottesdienst mit. Und sie konnten im Gespräch auf manche Fragen Antworten bekommen. Pastor Petry:

Wir haben in unserer Gemeinde, in der freien evangelischen Gemeinde, diese Aktion vor vierzehn Tagen gehabt. Wir haben im Rahmen unseres Gottesdienstes Gäste begrüßen können. Soweit ich es weiss, so etwa fünfzehn an der Zahl, so in der Größenordnung. Interessant war das anschließende Gespräch, das dann zusammen stattfand mit der Gemeindeleitung und interessierten Gottesdienstbesuchern. In diesem Gespräch ging es, wie man es schon erwarten konnte, in erster Linie doch darum, dass die Leute gerne etwas wissen wollten über die Art und Weise, wie wir unseren Gottesdienst gestalten.

Die Vielfalt der Gottesdienstformen ist groß. Das erleben die Menschen, die sich auf den Weg in eine fremde Gemeinde begeben. Dadurch wird Ökumene sehr lebendig erfahren. Sie ist dann nicht nur eine „Ökumene der Profile“, wie sie heute gerne genannt wird. Eine Ökumene, in der jede Kirche ihr besonderes Profil deutlich macht. Ökumene bedeutet auch auf dem Weg zur „Einheit in der Vielfalt“ weiter zu gehen. Diese Vielfalt kennen zu lernen ist ein wichtiger Schritt für eine gelingende Ökumene. Pastor Petry:

Ich denke diese Aktion hat eine ganz wichtige Bedeutung so auf dem Weg zu einer Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen in Koblenz, weil ja dadurch doch so Vorbehalte, die vielleicht gegeneinander da sind, ein stückweit abgebaut werden können und weil man auf diese Weise dann erreichen kann, dass man etwas mehr übereinander weiss, bevor man
einen Weg miteinander geht. Da denke ich, ist das sehr hilfreich eine solche Aktion zu haben.


Teil 3

Die Ökumene in Koblenz hat eine gute und lange Tradition. Und doch gibt es noch keine Arbeitsgemeinschaft christlicher Kirchen vor Ort. Die ökumenische Aktion „Zu Gast bei Anderen“ bereitet den Weg dafür. Interessierte Menschen waren seit November eingeladen, Gottesdienste anderer christlicher Kirchen mitzufeiern und fremde Gemeinden kennen zu lernen. Für Paul Kupp, Mitglied der katholischen Pfarrgemeinde Herz Jesu, ist diese Begegnung wichtig. Auch, weil die Ökumene manchen Belastungen ausgesetzt ist:

In den letzten Jahren wird es einem ja, oder in letzter Zeit, als katholischer Christ auch nicht so ganz leicht gemacht mit den römischen Verlautbarungen, sei es zur tridentinischen Messe oder auch was den Alleinvertretungsanspruch anbelangt. Und da wir offene katholische Menschen sind, empfinden wir das schon nicht so ganz schön und sind deswegen auch dankbar, dass es die Möglichkeit gibt, mit andern Christen zusammen zu kommen. So z.B. jetzt auch mit dieser Aktion, wenn man das so bezeichnen kann.

Paul Kupp hat die Einladung der christlichen Gemeinden in Koblenz gerne angenommen. Mit seiner Frau machte er sich auf den Weg in das ein oder andere Gotteshaus. Seit fast zwanzig Jahren nimmt er regelmäßig an den monatlichen ökumenischen Friedensgebeten der Innenstadtgemeinden teil. Doch den sonntäglichen Gottesdienst einer anderen Gemeinde in seiner ganzen Fülle zu erleben, war selbst für ihn als ökumenisch offenen Menschen eine neue Erfahrung. In der Liturgie der alt-katholischen Gemeinde erkannte er viele verbindende und gemeinsame Elemente. Paul Kupp:

Wir kennen natürlich die alt-katholische Gemeinde etwas besser. Aus dem Friedensgebet, das ich vorhin schon erwähnte. Wir wissen ja, dass die alt-katholische Gemeinde aus der katholischen Kirche hervor gegangen ist und man merkt nahezu keinen Unterschied während des Gottesdienstes.
Vielleicht ist es wie bei Einladungen, die ich annehme. Ich lerne Menschen näher kennen. Ich erlebe Unterschiede in der Art zu feiern oder auch Räume einzurichten. Ich sehe aber auch Verbindendes und Gemeinsames.


Die Koblenzer Aktion „Zu Gast bei Anderen“ hat die christlichen Gemeinden tiefer miteinander verbunden. Sicher: Die Unterschiede bleiben, manches Fremde bleibt fremd, aber Gemeinsames stärkt. Die Christinnen und Christen der unterschiedlichen Konfessionen und Gemeinschaften sind sich in Koblenz in den letzten vier Monaten näher gekommen. Das ist eine gute Grundlage, den Weg weiter zu gehen und „der Stadt Bestes zu suchen“, wie es beim Propheten Jeremia heißt. https://www.kirche-im-swr.de/?m=3314
weiterlesen...

SWR4 Abendgedanken RP

Teil I

Freitagabend fand in Koblenz zum fünften Mal eine Nacht der offenen Kirchen statt. Viele Gotteshäuser, die sonst nur zu Gottesdiensten geöffnet werden können, öffneten ihre Türen für einige Stunden. Mittlerweile hat diese Veranstaltung eine Tradition. Sie ist aus den Frühjahrsangeboten der Stadt Koblenz nicht mehr weg zu denken. Ein Arbeitskreis bereitet diesen Abend gemeinsam vor. Kalle Grundmann, Pastoralreferent in Koblenz, berichtet von den Anfängen:

Es gibt schon sehr lange eine ökumenische Zusammenarbeit der Innenstadtkirchen in Koblenz und dort ist immer auch die Frage, was können wir als Kirchen machen, um in diese Stadt hinzuwirken, auch Leute anzusprechen, die nicht jeden Sonntag in der Kirche sind und da ist einfach in diesem Kreis diese Idee der Nacht der offenen Kirchen geboren. Wobei wir wissen, wir waren nicht die ersten; wir haben das also auch irgendwo übernommen von anderen Städten; haben das dann umgesetzt hier für Koblenz.

Die Koblenzer Nacht der offenen Kirchen ist also aus einem ökumenischen Miteinander erwachsen. Immerhin sind es drei Konfessionen, die diese Veranstaltung mittragen. Kalle Grundmann:

Ja, die Angelegenheit ist immer eine ökumenische, das heißt es sind die Kirchen der In-nenstadt beteiligt, der evangelischen Landeskirche, der römisch-katholischen Kirche und der alt-katholischen Gemeinde.

In diesem Jahr waren es 12 Gotteshäuser im Innenstadtbereich, aber auch in den Stadt-teilen Metternich und Güls, die sich an der offenen Kirchennacht beteiligt haben. Bis Mit-ternacht konnten sich die Besucherinnen und Besucher an verschiedenen Programmpunkten in den einzelnen Kirchen erfreuen. Ein gemeinsames Ende rundet den Abend ab. Kalle Grundmann zu diesem gemeinsamen Abschluss:

Wir treffen uns dann zum Abschluss um halb ein in der Nacht, also dann, wenn die Ange-bote in den einzelnen Kirchen vorbei sind. Das hatten wir ganz am Anfang nicht, aber das ist uns dann mit der Zeit gekommen, das wäre doch eine sehr schöne Geschichte, damit deutlich wird, dass wir an dem Abend auch eine geistliche Gemeinschaft miteinander bil-den und so wird in jeder Kirche mit einem Gebet begonnen, das auch darauf hinweist, dass in anderen Kirchen jetzt genauso gebetet wird und man trifft sich dann um halb eins mit Vertreten jeder Kirche zu einem gemeinsamen kurzen Gottesdienst, wo es noch mal darum geht, was war in den einzelnen Kirchen und man gemeinsam das Vater Unser betet und dann einen Segen ausspricht für diese unsere Stadt Koblenz.

Von 20.00 Uhr bis Mitternacht haben die Gotteshäuser geöffnet. In dieser Zeit werden ganz unterschiedliche Angebote gemacht. Dazu mehr nach der Musik.


Teil II

Am vergangenen Freitagabend hatten 12 Gotteshäuser in Koblenz ihre Türen bis Mitternacht weit geöffnet, um den Menschen einen Einblick in ihre geistlichen Räume zu geben. Zahlreiche Koblenzerinnen und Koblenzer, aber auch Gäste aus anderen Städten und Gemeinden, waren unterwegs, um die Kirchen und Kapellen der Stadt neu kennen zu lernen. Sie erleben die besondere Atmosphäre der Räume in der Nacht und sie genießen die hohe Qualität der Angebote der einzelnen Kirchengemeinden. Die Koblenzer Sopranistin Christiana Jordan gestaltet seit 2003 den Abend in der alt-katholischen Jakobuskapelle mit und schildert ihre Eindrücke:

Ja, ich war jetzt schon ein paar Mal dabei und hab in der Jakobuskapelle gesungen. Da waren immer sehr viele Besucher und oft haben sie bis draußen gestanden; die waren neugierig und haben die einzigartige Atmosphäre in der kleinen Kapelle sehr genossen.

Das Programm in den einzelnen Kirchen war auch in diesem Jahr sehr unterschiedlich. In der Jakobuskapelle gab es Lieder von Zweifel und Hoffnung und eine Installation zum Thema „Kindheit“ der Neuwieder Künstlerin Christel Hermann. In der St. Josefkirche er-klangen Kathedralklänge. In der Christuskirche hörten die Besucherinnen und Besucher bekannte Choräle ganz neu – von einer Drehorgel. Und in der frisch renovierten Jesuiten-kirche St. Johannes lud ein Mitmachkonzert ein. Dabei ist es nicht einfach immer wieder ein Programm auf die Beine zu stellen, das anspricht. Davon weiß auch Christiana Jordan zu berichten:

Wir haben immer verschiedene Programme gemacht unter einem speziellen Thema und in diesem Jahr wird es verschiedene Marienkompositionen geben mit dem Schwerpunkt französische Kompositionen. Ich hab mit meinem Organisten Wolfgang Heinzen recherchiert und wir waren überrascht, auf wie viele verschiedene interessante Kompositionen wir gestoßen sind, obwohl der Text immer derselbe ist.

Die Besucherinnen und Besucher hatten es nicht leicht an diesem Abend bei so vielen Angeboten. Ein Flyer half bei der Suche nach der passenden Veranstaltung. Wie es den Kirchgängern in dieser Nacht ergangen ist, hören Sie nach der Musik.


Teil III

Normalerweise sind die Kirchen eher am Sonntagvormittag oder tagsüber offen. In Koblenz aber öffneten am vergangenen Freitag in der Nacht zwölf Kirchen und Kapellen ihre Türen, um mit unterschiedlichen Veranstaltungen und Gottes-diensten die Menschen anzusprechen und in ihre sakralen Räume einzuladen. Zum fünften Mal. Trotz der nicht gerade frühlingshaften Temperaturen waren auch diesmal zahl-reiche Besucherinnen und Besucher unterwegs, um die eine oder andere Kirche zu besuchen. Ich sprach mit einigen Besuchern in der kleinen gotischen Jakobuskapelle aus dem 14. Jahrhundert Die die alt-katholische Kapelle St. Jakobus wird seit 1968 von der Ge-meinde benutzt und hatte zu diesem Anlass geöffnet.

Wir haben die Gelegenheit heute Abend wahrgenommen, die Kirchen bei der Nacht zu besichtigen. Wir kommen gerade von der Liebfrauenkirche, wo ein Jugendkonzert statt-gefunden hat, was der Herr Faig geleitet hat. Und wir waren sehr beeindruckt davon.

Dass es auf dem Weg durch die geöffneten Kirchen auch für manch gebürtigen Koblenzer Neues zu entdecken gab, bestätigte ein Besucher der Jakobuskapelle:

Hier waren wir zum ersten Mal.

Über 30 Veranstaltungen – Gottesdienste – Konzerte – Kreatives - künstlerische Installa-tionen – wurden in den 12 Kirchen angeboten. Da war es nicht einfach, sich entscheiden:

Sehr interessant war es in der Christuskirche und in der Jesuitenkirche, auch in der Lieb-frauenkirche, da wurde auch gesungen in allen dreien von den Kirchen. Bis ich dann jetzt hier zur Jakobuskapelle kam, da war dann der Gesang mittlerweile schon beendet. Aber der Abend ist ja noch lange. Und wir werden noch viele Kirchen heute sehen können.

Nun konnten Sie ein Stück mitgehen in die offenen Kirchen der Stadt Koblenz am ver-gangenen Freitag. Die Christen der einladenden Kirchengemeinden hoffen, dass dadurch Interesse für ihre geistlichen Räume und sakralen Orte geweckt wurde und sie wollen das gute ökumenische Miteinander der beteiligten Konfessionen bestärken. Der ökumenische Arbeitskreis City-Pastoral, der seit fünf Jahren, die Vorbereitung koordiniert, lädt jetzt schon zur nächsten Nacht der offenen Kirchen in Koblenz ein. https://www.kirche-im-swr.de/?m=1066
weiterlesen...