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SWR2 Wort zum Tag

04DEZ2023
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Ein Ringkampf kann spannend sein. Ein Ringkampf mit Gott wohl eher nicht, denn Gott schlägt alle - könnte man meine, er ist stark und übermächtig, lässt beim Kräftemessen nichts anbrennen. In der Bibel wird von so einem Kampf erzählt, der aber völlig unerwartet ausgeht.

Jakob hat vor Jahren seinen Bruder übers Ohr gehauen. Es war so schlimm, dass sein Bruder ihn dafür umbringen wollte. Jakob konnte gerade noch ins Ausland fliehen und ist dadurch mit dem Leben davongekommen. Aber nach vielen Jahren zieht es ihn zurück in seine Heimat. Er hat zwar Angst vor seinem vielleicht immer noch zornigen Bruder, aber die Sehnsucht nach zuhause ist einfach größer.

In der Abenddämmerung kommt Jakob an den Fluss Jabbok, der ihn noch von seiner Heimat trennt. Und plötzlich – wie aus dem Nichts – ist da ein Mann der ihn angreift. Jakob wehrt sich, die beiden schenken sich nichts. Sie kämpfen und kämpfen - die ganze Nacht geht das so. Als der Morgen bereits dämmert stehen die beiden immer noch fest umklammert da. Da sagt der Angreifer zu Jakob: „Jetzt lass mich endlich los“. Mit diesen Worten gibt ihm voll einen aufs Hüftgelenk mit. Jakob stöhnt laut auf und presst einen eigenartigen Satz hervor: „Ich lasse dich nicht los, erst musst du mich segnen.“ Jakob muss wohl während des Kampfes eine Ahnung beschlichen haben, mit wem er es da zu tun hat.

Schließlich löst der Angreifer die Situation auf und sagt: „Jakob, du sollst ab jetzt „Gottesstreiter“ heißen, denn mit Gott und Mensch hast du gestritten und gesiegt.“ Und dann segnet er Jakob tatsächlich. Jakob ist fix und fertig und vor allem froh, dass es rum ist, denn es hätte auch anders laufen können. Er macht sich selbst klar: „Ich habe Gott von Angesicht zu Angesicht gesehen und bin doch mit dem Leben davongekommen.“ Dann zieht er hinkend der aufgehenden Sonne und seiner Heimat entgegen.

Was für eine Geschichte! Sie steht dafür, wie es ist, wenn man mit Gott ringt. Oft ist es ein Suchen, ein Hadern, es kann lange dauern und anstrengend sein. Und manche werden dabei auch enttäuscht oder tragen Blessuren davon. Ich nehme aus der Geschichte mit: Es lohnt sich zu kämpfen und zu ringen, es lohnt sich zu zweifeln und sich seinen Zweifeln zu stellen. Und manchmal kann es gerade dann, wenn man verletzt wird, zur entscheidenden Wende kommen. In all dem kann Gott sich zeigen. Manchmal als ein zäher Partner, manchmal kompromissbereit. Aber am Ende – da steht der Segen.

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SWR3 Worte

11NOV2023
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Als Sankt Martin seinen Mantel geteilt hat, hat er eine Bibelstelle mit Leben gefüllt. Sie steht im Matthäusevangelium:

Der König wird denen zu seiner Rechten sagen: Kommt her, die ihr von meinem Vater gesegnet seid, empfangt das Reich als Erbe (…)Denn ich war hungrig und ihr habt mir zu essen gegeben; ich war durstig und ihr habt mir zu trinken gegeben; ich war fremd und ihr habt mich aufgenommen; ich war nackt und ihr habt mir Kleidung gegeben; ich war krank und ihr habt mich besucht; ich war im Gefängnis und ihr seid zu mir gekommen.

Dann werden ihm die Gerechten antworten und sagen: Herr, wann haben wir dich hungrig gesehen und dir zu essen gegeben oder durstig und dir zu trinken gegeben? (…)

Darauf wird der König ihnen antworten: Amen, ich sage euch: Was ihr für einen meiner geringsten Schwestern oder Brüder getan habt, das habt ihr mir getan.

Quelle:
Die Bibel, Einheitsübersetzung, Mt 25,34-37.40

 

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SWR3 Worte

10NOV2023
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Wie Jürgen Klopp betet, das hat er einem Reporter verraten. Er hat gesagt:

Mein roter Faden durchs Leben ist mein Glaube, ganz klar. (…) Ich bete täglich, aber ich bete nie um den Sieg im Fußball, sondern um Kraft, um Besonnenheit, um die notwendige Ruhe, die Dinge richtig einzuschätzen.“ 

Quelle

Konradsblatt Nr. 23 – 2019, Badenia-Verlag Karlsruhe, S. 48.

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SWR3 Worte

09NOV2023
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Der farbige Jazzsänger Gregory Porter erzählt von einem Gespräch mit seinem sechsjährigen Sohn. Er erzählt: 

Als sich mein Sohn (…) von einem Mitschüler (…) einmal das N-Wort anhören musste, musste ich ihm genau das sagen, was meine Mutter damals zu mir gesagt hat: Deine Hautfarbe, deine Haarstruktur, die Form deiner Nase – alles das sind Geschenke Gottes.

In solchen Momenten sehe ich meinen Sohn als Spiegel unserer Gesellschaft. Er macht mir klar, dass unsere Gesellschaft nicht das ist, was sie behauptet zu sein.

Quelle

Zeitschrift Galore Interviews, hg. v. Michael Lohrmann, Dialog GmbH Dortmund, Ausgabe 40 Galore (04/2020)  S.70.

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SWR3 Worte

08NOV2023
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Es gibt Siebtklässler, die können tiefe Wahrheiten ganz einfach formulieren. Darüber staunt die Relilehrerin Inger Hermann immer wieder. Sie erzählt:

Ein Schüler aus der siebten Klasse stellte fest: „Der Mensch ist wie Gott und Teufel zusammengebacken. Nur der Mensch kann ganz, ganz gut und sehr böse zugleich sein.“

Gebe ich ihm eine Fünf, weil er nie einen Psalm auswendig, einen Spruch fehlerfrei lesen kann, oder gebe ich ihm eine Eins, über alle Einsen hinaus, weil er eine so tiefe Wahrheit wie selbstverständlich in Worte fasst? 

Quelle

Inger Hermann, Halt´s Maul, jetzt kommt der Segen, Calwer Verlag, Stuttgart 1999, S. 142.

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SWR3 Worte

07NOV2023
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Wenn man nicht höllisch aufpasst, versaut Geld den Charakter – das sagt der evangelische Pfarrer Holger Janke, der mit dem Motorrad nach Santiago gepilgert ist und dabei unterm Helm viel Zeit zum Nachdenken hatte. Er sagt:

Geld versaut den Charakter, sagt der Volksmund, und ein Reicher kommt nur schwer ins Himmelreich, bekundet die Bibel. Es ist sehr schwer, mit Geld richtig umzugehen und nicht seinen Charakter zu verändern. Meist übernimmt das Geld die Herrschaft über die Person, und es geht um nichts anderes mehr.

Doch ohne Geld geht es nicht. Es ist gut, ein neutrales Zahlungsmittel zu haben, um den Warenfluss auszugleichen. Leider sind wir Menschen so, dass nicht jeder nur das nimmt, was er braucht, sondern das, was er bekommen kann. Und damit fängt das Problem an. 

Quelle

Holger Janke, Jakobsweg, Highlights-Verlag, Euskirchen 2010, S. 148f.

 

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SWR3 Worte

06NOV2023
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Der Schauspieler Anthony Hopkins hat ein gutes Rezept, wie ich mein Leben so richtig genießen kann. Er sagt:

Keiner von uns kommt lebend hier raus. Also hört auf, euch wie ein Andenken zu behandeln. Esst leckeres Essen. Spaziert in der Sonne. Springt ins Meer. Sagt die Wahrheit und tragt euer Herz auf der Zunge. Seid albern. Seid freundlich. Seid komisch. Für nichts anderes ist Zeit.

Quelle

https://zitatezumnachdenken.com/anthony-hopkins/10869 am 23.10.2023

 

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SWR3 Worte

05NOV2023
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Wer Lust hat, der kann sich glücklich schätzen. Denn in der Lust steckt viel Kraft. Das sagt der Münchner Pfarrer Rainer Schießler. Er schreibt:

„Lust“ erstreckt sich nicht allein auf die Sexualität. Sondern auf die ganze Partnerschaft. Wenn ich keine Lust mehr auf meinen Partner habe, dann mag ich doch auch nicht mehr mit ihm leben? Ich muss „Lust“ haben, mit dir zu leben. „Lust“ haben, dich zu sehen. Ich muss Lust haben, mit dir in den Urlaub zu fahren (...), mit dir etwas Neues zu entdecken, mit dir einen Betrieb zu führen, mit dir durch dick und dünn durch dieses Leben zu gehen, mit dir Kinder zu zeugen und für diese Kinder gemeinsam Verantwortung zu übernehmen, um sie zu guten, glücklichen Menschen heranwachsen zu lassen. (…) Ohne Lust läuft nichts – weder im Bett noch im Leben. Lust ist Leben. Leben ist Schöpfung. Schöpfung ist immer göttlich. Und daher gehören Glauben, Schöpfung und Lust (…) einfach zusammen.

Quelle:
Rainer M. Schießler: Himmel, Herrgott, Sakrament, Kösel-Verlag München 2016, S. 197.

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SWR2 Wort zum Tag

28OKT2023
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Was müsste eigentlich passieren, dass kein Mensch mehr an Gott zweifelt? Wie müsste Gott sein, dass ich mir ganz sicher sein kann, dass es ihn gibt? Wahrscheinlich müsste man Gott filmen oder fotografieren können, ihn sehen und anfassen, oder mit ihm direkt in Kontakt treten können.

Das ist aber schwierig. Um Gott sehen zu können muss er ja irgendwie aussehen. Aber wie soll er denn aussehen - wie sieht etwas aus, das überall und allmächtig ist und der Ursprung von allem? Wie ein riesiger Berg, wie eine Sonne, wie der mächtige Darth Vader aus „Krieg der Sterne“?

In der Bibel steht übrigens, dass es Gott damit schon probiert hat. Aber so richtig überzeugend war´s wohl nicht. Im Alten Testament hat er sich als Wolke, als Feuersäule oder als brennender Dornbusch gezeigt. Im Neuen Testament sogar als Mensch, nämlich Jesus. Dieser Versuch war sogar ziemlich erfolgreich, denn es ist eine große Bewegung daraus entstanden. Aber selbst viele von denen, die ihn live erlebt haben, haben noch gezweifelt. Wie könnten wir dann nicht zweifeln, wenn Jesus schon so lange nicht mehr greifbar ist.

Jesus selbst wusste auch, dass es schwierig ist Gott darzustellen. Er hat sich mit Metaphern geholfen und Gleichnisse vom Reich Gottes erzählt. Es sei wie ein Senfkorn, wie ein Schatz im Acker oder wie ein Festmahl.

Aber jetzt kommt die zweite große Schwierigkeit dazu: Gott hat den Menschen als intelligentes Wesen mit freiem Willen erschaffen. Das heißt, wir sind fähig zu interpretieren und auch zu unterschiedlichen Ergebnissen zu gelangen. Nicht jede sieht in einem brennenden Dornbusch Gott. Nicht jeder nimmt Jesus ab, dass er Gottes Sohn ist. Die einen macht die christliche Botschaft froh, die anderen engt sie ein.

Aber hätte Gott die Menschen anders erschaffen, zum Beispiel als einheitliche Abnicker, dann wären wir ja nichts weiter als Marionetten – unfrei, vorherbestimmt und dem Willen des Puppenspielers unterworfen. Ich glaube aber, dass Gott in uns ein Gegenüber sieht, mit dem er in Beziehung treten kann. Und offenbar ist ihm das so wichtig, dass er in Kauf nimmt angezweifelt zu werden. Zweifeln und glauben und frei sein – für mich gehören die drei einfach zusammen.

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SWR2 Wort zum Tag

27OKT2023
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Der Satellit Keo soll so etwas wie eine fliegende Zeitkapsel sein. Zumindest hat das die Projektgruppe um den französischen Weltraum-Künstler Jean-Marc Philippe  so geplant. Der Satellit Keo soll mit einer Ariane-Rakete ins All gebracht werden und dort in fast 2.000 Kilometern Höhe seine Bahnen ziehen. Das Besondere daran: der Satellit beobachtet nicht, er funkt nicht und er misst auch nichts. Alles, was er tut: Er soll 50.000 Jahre lang die Stellung in seiner Umlaufbahn halten, um dann wieder auf die Erde zu stürzen. Er soll den Menschen oder Lebewesen, die dann vielleicht die Erde besiedeln, zeigen, wie wir heute gelebt haben. Keo ist also so etwas wie eine moderne Flaschenpost. Allerdings wurden die Starts von Keo immer wieder verschoben. Zurzeit ist gar nicht sicher, ob er überhaupt noch starten wird.

Alle Infos in Keo sind gut geschützt durch eine Titan-Kugel,  und alles ist so konstruiert, dass es kosmische Strahlen und extreme Temperaturen aushalten kann. Keo transportiert einen Diamanten, in dem jeweils ein bisschen Meerwasser, Luft, Erde und Blut eingeschlossen sind. Dazu ein menschliches Genom, eine Datensammlung über alles, was wir heute wissen und Fotos von Menschen aller Kulturen.

Und dann hat Keo noch etwas dabei, was mich unheimlich fasziniert: die Projektgruppe sammelt seit vielen Jahren Botschaften von allen Menschen, die Lust drauf haben. Man darf schreiben, was man will, und alles kommt unzensiert und kostenlos mit. Ist das nicht gleichzeitig verrückt, verwirrend und auch kühn?

Wenn ich mir das alles vorstelle, dann fühle ich mich einerseits ganz klein und unbedeutend. Und auf der anderen Seite wird mir bewusst, dass auch ich Teil dieser Zivilisation bin, die gerade lebt und handelt, die liebt und verschandelt, die gestaltet und verwüstet. Ich spüre, dass ich mit verantwortlich bin für unseren Planeten, und was wir späteren Generationen hinterlassen. Und mir kommen natürlich auch Fragen: Wie wird die Erde in 50.000 Jahres wohl aussehen? Gibt es überhaupt noch Menschen? Oder hat sich eine andere Spezies durchgesetzt?

Und dann hab ich´s natürlich ausprobiert. Auf www.keo.org* habe ich auf den Briefumschlag gedrückt und dann erstmal lange vor dem weißen Feld gesessen. 6000 Zeichen sind erlaubt und ein paar Anläufe hat´s schon gebraucht für die Frage: Wie möchte ich unseren Nachfahren in Erinnerung bleiben?

*Die genaue URL für persönliche Botschaften lautet: http://www.keo.org/uk/pages/message.php

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